Heimatbesuch - Das erste Mal

 

Tschechien 28. September bis 03.10.01

Vor kurzem lag mein Opa noch teilnahmslos in seinem Pflegebett und hatte mit seinem Leben abgeschlossen. Er lebt nur noch in seiner Vergangenheit. Konnte nicht mehr laufen und war auf fremde Hilfe angewiesen. Dies änderte sich schlagartig, als ihn sein Enkel Bernd eine Heimreise zu seinem 88. Geburtstag schenkte.

Von heute auf morgen änderte sich sein Leben. Er wollte wieder Laufen lernen, Treppen steigen und natürlich wieder Tschechisch lernen. Da er schon seit ein paar Jahren nur noch im Bett lag mussten neue Kleider und Schuhe gekauft werden und ein neuer Personalausweis beantragt werden. Jeder hatte uns von dieser Reise abgeraten. Mein Vater gab mir sogar Tipps was zu tun wäre, wenn Opa in der alten Heimat sterben würde, und ich ihn trotzdem wieder nach Hause bringen könnte. Wir ließen uns aber nicht beirren. Meine Mutter erklärte sich bereit mit uns zwei die Heimreise anzutreten. Meine Oma stimmte unserem Vorhaben zu. Ihr ging es zwar gesundheitlich besser als meinem Opa, sie wollte jedoch nichts mehr von der alten Heimat wissen, weil Ihr damals als genommen wurde. Nicht nur materielles, sondern auch Ihre besten Jahre. (Näheres auf der Unterseite "Mein Leben")

Eine Reise ins Ungewisse - die Heimat von gestern mit den Augen von heute.

1. Tag (Freitag)

7.00 Uhr: Abfahrt bei Opa Knopp.
Es war nebelig. Vor Aalen leuchtete die Sonne wie ein großer roter Ball aus der Nebelwand.

10.30 Uhr wir sind kurz vor der Grenze.

In einem kleinen Dorf kurz vor der Grenze haben wir uns 3 Scheiben warmen Leberkäse bei einem Metzger gekauft, den wir 1 km weiter in einem Feldweg stehend gegessen haben.

11.00 Uhr Grenze.

Auf der rechten Fahrbahn war ein kilometerlanger LKW-Stau. Wir wurden ohne Kontrolle durch die Grenze gewunken. Gleich nach der Grenze Vignette gekauft.

15.00 Uhr Prag

Einmal mit dem Auto durch Prag, und wieder auf die Autobahn

14.45 Uhr Brünn

In Brünn war Markt (heute war Feiertag in der Tschechei). Auf dem Marktplatz war ein großes Fest/Jahrmarkt mit Ständen und Musik. Kuchen und Brezeln gekauft. Mit einem Ehepaar, welches sehr gut Deutsch konnte geredet. Opa hat sich noch an seine Besuche bei einer Tante erinnert. Mit der Straßenbahn Nr. 1 ist er damals immer gefahren

18.45 Uhr Ankunft im Hotel Sternberg

kaltes Vesper im Hotel.

 

2. Tag (Samstag)

6.30 Uhr wecken, Opa gerichtet und Mama zum Frühstück abgeholt.

7.15 bis 7.45 Frühstück im Restaurant. Frühstückskarte mit 9 verschiedenen Gerichten (warm und kalt) mit Kaffee (Deutsche trinken viel Kaffee, sagte die Kellnerin)

8.30 Fahrt nach Bärn zum Einkaufen und Tanken (60,5 l getankt, 1.445 KCS bezahlt. Kilometerstand 108.144 km), Besichtigung der Granitol-Werke (Opa hatte nach seiner Kriegsverletzung dort gearbeitet), Schule (im Krieg Lazarett, Opa lag dort ebenfalls), Weiterfahrt nach Nürnberg, etc. bis Stadt Liebau.

Altwasser Spende an 68 Pfadfinder, welche in Ihrer Freizeit mithelfen die Wallfahrtskirche St. Anna zu renovieren. Die Kirche außen ist sehr schön. An der Kirchenmauer rund um die Kirche waren Zeitungsberichte und Briefe über die Sanierung der Kirche aufgehängt. Innen ist die Kirche nackt und leer. Die Wände sind verschmiert. Auf dem ehem. Altar stand ein Kreuz, geschmückt mit Stacheldraht und Kerzen. Als Dank für unsere Spende haben wir vom Gruppenleiter einige Postkarten, Abzeichen und ein Buch über die Kirche erhalten.

Mit Rollstuhl durch Matsch bis zum Königsbrunnen gefahren. Opa war Entsetzt. Der schöne Königsbrunnen war verfallen. Das Wasser lief noch. Die mitgebrachten Plastikflaschen wurden ausgespült und mit Königsbrunnenwasser gefüllt. Während unserem Aufenthalt bei der Kirche hatten sich 2 Pfadfinder von den anderen verabschiedet. Wie es sich später herausstellte, sollte Ihr Ziel Troppau sein. Dies bedeutete für die 2 17 jährigen 9 km laufen, und dann 1 ½ Stunden mit dem Bus fahren. Nachdem wir 2 x an Ihnen vorbeigefahren sind, haben wir sie mitgenommen und nach Hause gefahren. Ankunft in Troppau 19.30 Uhr. Als Dank haben Sie uns die schöne Stadt gezeigt, und uns ein wenig von Ihrem Leben, und ihren Zielen erzählt.

20.30 Ankunft am Hotel. Vesper im Hotel. In der Eingangshalle die ersten 9 Postkarten bis 23.30 geschrieben.

 

3. Tag (Sonntag)

6.30 wecken. Frühstück. Opa gerichtet. Gottesdienst in Sternberg von 9 Uhr bis 10.15 Uhr.

11.15 Abfahrt nach Stadt Liebau über Lipina, Tschechendorf, Petersdorfer Mühle, Domstadl, Herlsdorf, Stadt Liebau

13.30 Uhr bis 16.30 Uhr Opas Haus gesucht und mit bloßen Händen und einem Zimmermannshammer freigegraben.

17.15 Uhr Ankunft Hotel. Opa gerichtet. Abendessen im Hotelrestaurant. Gespräch mit Paar aus Landsberg, Opa ins Bett gebracht, 7 Postkarten geschrieben.

 

4. Tag (Montag)

Opa geduscht, Frühstück, Herr und Frau Herold kennen gelernt (Vorsitzender des Heimatkreises Bärn).

9.30 Uhr Abfahrt nach Stadt Liebau. Postkarten auf Postamt abgegeben, und gewartet bis die Postangestellte nichts zu tun hatte, damit sie unsere Postkarten in aller Ruhe sauber abstempeln kann.

12.30 Uhr Termin mit Bürgermeister Valovic. Mittagessen auf Marktplatz, alten Mann kennen gelernt. Er war 87 Jahre alt, und wohnt nun seit 1946 hier in Stadt Liebau. Weil er jedes 2. Deutsche Wort nicht kannte, fluchte er jedes mal. Wir fuhren mit Ihn durch die Stadt, und es zeigt uns wo früher die Molkerei und die Mühle war. Den Friedhof kannte er nicht. Auf der Friedhofsmauer 2 Kerzen für die Toten angezündet. Vor dem Bürgermeisteramt Herrn Prof. Losert und eine Frau kennen gelernt. Sie sind unter anderem für den Wiederaufbau der Wallfahrtskirche St. Anne und en Königsbrunnen zuständig (vertreten die Spender aus Deutschland). Das Geld für die Sanierung wäre da. Leider sind sich doch die Militärs, die Kirche und die Regierung nicht einig, wie die Sanierung ablaufen und aussehen soll.

14.15 Uhr Abfahrt mit Herrn Valovic ins Sperrgebiet (mit fast 2 Stunden Verspätung). Fahrt durchs Sperrgebiet Richtung Groß-Dittersdorf. Bild an Gedenkstein, Fahrt durch den Ort, Mama Geburtshaus gesucht und gefunden.

17.30 Uhr Fahrt nach Koslau zur Oderquelle

18.15 Uhr Olmütz

18.30 Uhr Hotel, Essen im Hotel Sternberger Hof

Nachdem Opa bettfertig im Bett lag Spaziergang mit Mama durch Sternberg.

 

 

5. Tag (Dienstag)

Reifen Rollstuhl defekt, Angestellter führte mich zu einem Fahrradgeschäft, Rad wurde dort innerhalb einer ½ Stunde repariert, 2 Videokassetten und 2 Filme gekauft.

8.50 Uhr Abfahrt zum Heiligen Berg. Auf Parkplatz vor Kirche Frau aus Domstadl kennen gelernt. Besichtigung der Wallfahrtskirche. Beim Souvenir kauf wäre Opa fast den Berg hinuntergerollt, weil er einer Frau „ausweichen“ wollte. Jene wollte aber Opa davor bewahren den Berg hinunter zu rollen. Oma Sofie startet Großeinkauf. Opa kauft für Oma Lebkuchenherz als Andenken. Mittagessen in Wirtschaft. Oma & Opa Knoblauchsuppe, anschließend Mittagessen.

11.45 Uhr Abfahrt nach Leipnik (von dort kam Opas Großvater her. Er war Tscheche), an Leipnik vorbeigefahren bis Märisch Weiskirchen, zurückgefahren, Leipnik angeschaut. Weiterfahrt nach Bautsch. In Bautsch haben wir uns gefahren, deshalb haben wir statt Altliebe Altwasser erreicht. Vor Kirche an einem Steinkreuz eine Kerze angezündet.

Weiterfahrt nach Stadt Liebau, Opas Haus besucht, die Mühle und Molkerei. Wollten anschließend Wecken und Wasser kaufen. Der Laden hatte jedoch bereits seit einer Minute zu. Im Laden waren noch 2 Personen. Keine machte jedoch auf. Der 2. Laden in Stadt Liebau hat nur Vormittags geöffnet. Laden/Geschäft von Opas Opa fotografiert. In der einzigsten Wirtschaft von ehemals 6 ein Bier zum Wohl von Thomas Köpnik getrunken. In Sternberg in einem Supermarkt Fotofilme und Essen gekauft.

Vesper im Hotelzimmer, anschließend Opa ins Bett gebracht. Mit Mama Spaziergang bis 21.15 Uhr.

 

Letzter Tag (Mittwoch)

Aufstehen, Opa nochmals geduscht, Frühstück, Bilder vor Hotel geschossen.

8.00 Uhr Abfahrt nach Olmütz. Opa wollte die berühmte Spieluhr sehen. Haben sie jedoch nicht gefunden. Einkauf auf Markt. Bernd hat sich eine Jacke, und Oma einen Pullover für meinen Vater gekauft.

Opa: „Hier gibt es ja alles zu kaufen! – Ich dachte immer die Leute hätten zwar Geld, aber es gäbe nichts zu kaufen.“

Pilzen getankt.

Ankunft in Erlangen bei meinem Bruder Uwe Stadelmaier

19.50 Uhr Ankunft in Schwäbisch Gmünd Straßdorf, Franziska abgeholt, Opa nach Hause gebracht. Herzliche Begrüßung von Oma. Opa hat für seine Frau Sophie ein Lebkuchenherz vom Heiligen Berg mitgebracht. Oma war froh, dass wir alle gesund nach Hause gekommen sind und dass sie nicht mehr so alleine sein muss.

Oma musste noch zum Arbeiten ins Blindenheim. Susanne hatte für sie Vertretung gemacht, weil niemand die eine Nacht für Mama Nachtwache halten wollte/konnte.

 

Gefahrene Kilometer gesamt: 2.087,6 km

 

Auto mit 2.126 km zurückgegeben.