Heimatbesuch - Das dritte Mal

 

Träume zu träumen ist schön - Sie umzusetzen jedoch noch viel viel schöner!

Was kann ein fast 91 Mann, welcher ohne fremde Hilfe nicht einmal mehr aufstehen kann, noch machen außer zu träumen? All seine Träume drehen sich um früher - von der ersten Heimat.

Er hatte noch einen Wunsch: "Ich will noch einmal das Anna-Fest zu Hause miterleben!". Statt nur noch bis ans Ende seines Lebens davon zu träumen, hat er seinen Traum wahrgemacht.

 

Das ist die Geschichte von Josef Knopp, welcher zum 3. Mal seine Heimat besucht hat.

Nach 2001 und 2003 wollten wir dieses Jahr - laut meinem Opa: "aber nicht so kurz", die alte Heimat besuchen. Beim ersten Besuch konnte mein Opa noch ein paar Schritte mit fremder Hilfe - nachdem er es zuvor wieder gelernt hatte - gehen. Bei seinem 2. Besuch konnte er noch mit fremder Hilfe stehen. Vor der 3. Abreise konnte er nicht einmal mehr das. Trotz Abraten Nahestehender entschlossen wir uns unserem Opa diesen Wunsch zu erfüllen.

Die Zeit bis zur Abreise verging meinen Opa zu langsam. Zwischendurch glaubte er, wir würden Ihn nur anschwindeln und wir würden überhaupt nicht fahren.

4 Generationen auf dem Weg in die "alte" Heimat

 

Freitag, 23.07.04

Endlich kam der Tag der Abreise. Bereits um 5 Uhr haben meine Eltern damit begonnen einen Opa zu richten und anzuziehen. Um 6 Uhr holte ich meinen Opa und meine Eltern, anschließend meine Tochter Franziska (8 Jahre) und meinen Neffen Christian (9 Jahre). Beide sind bereits Urenkel von meinem Opa. Gegen 6:30 Uhr ging es endlich richtig los, nachdem meine Mutter noch frische Brezeln und Briegel beim Bäcker gekauft hatte. Unser erster Stopp war in Uttenreuth (in der Nähe von Erlangen). Dort stieg mein Vater bei meinem Bruder und Familie aus. Ihn wollten wir auf unserer Heimreise wieder mit nach Hause nehmen. Gegen 12 Uhr erreichten wir die Grenze bei Haidhaus. Er war sehr heiß an diesem Tag. Bis Prag lief der Verkehr sehr flüssig. Doch dann kamen wir von Stau zu Stau, und von Baustelle zu Baustelle und von Unfall zu Unfall. Es war fürchterlich heiß. Das lange sitzen und die Hitze bekam meinem Opa überhaupt nicht gut. Wir hatten sogar die Befürchtung, dass diese 2 Komponenten, die Aufregung - Besuch der Heimat - und die körperliche Anstrengung - den ganzen Tag sitzen - sonst liegt er viel tagsüber, ihm vielleicht sogar das Leben kosten könnte. Auf einem Rastplatz kauften wir kühle Getränke und Eis. Wir kamen einfach nicht voran. Ein weiteres Problem war, dass wir ihn während der Anreise nicht Trockenmachen konnten, denn das geht bei Ihm nur noch liegend.

Irgendwie haben wir es dann doch noch geschafft. Um 19:30 Uhr erreichten wir endlich Sternberg. Bevor wir jedoch zum unserem Hotel - Sternberger Hof - fuhren haben wir in einem Supermarkt noch Getränke und frisches Obst gekauft. Endlich im Hotel angekommen versorgten wir ihn, machten ihn trocken, gaben ihm noch was zu trinken und legten ihn dann gleich ins Bett.

Man kann es fast nicht glauben, was ein Mensch aushalten kann, wenn es um die Erfüllung eines Traumes geht!

 

Samstag, 24. Juli

Nachdem wir uns geduscht und gestärkt hatten, gingen wir frühzeitig ins Bett. Die beiden Kinder schliefen offiziell bei Ihrer Oma im Zimmer. Mein Opa und ich teilten uns das 2. Zimmer. Da ich sehr beunruhigt war, konnte ich in der Nacht kaum schlafen. Ich hörte immer, was mein Opa macht. Die Nacht hat unserem "Träumer" sehr gut getan. Am Morgen war unser Opa wieder fit und voller Tatendrang. Wir wollten nach dem köstlichen Frühstück nach Altwasser zum 1. Festtag fahren. Kurz vor 10 Uhr erreichten wir die Wallfahrtskirche. Schon weit vor der Kirche standen parkende Autos entlang der Straße. An der Kreuzung Altwasser stand Militärpolizei. Niemand durfte mit dem Auto weiter zur Kirche fahren. Schnell wurde mein Opa aus dem Auto in den Rollstuhl gehoben. Kurz noch das Auto geparkt, und dann nichts wie in die Kirche. Links und rechts waren
Verkaufsstände mit Andenken, Essen und Trinken aufgebaut. Die Kirche war mehr als voll. Viele Gläubigen und wir konnten leider nur noch den Gottesdienst - welcher nur auf Tschechisch gehalten wurde - mitfeiern. Ein Mesner forderte immer wieder Gläubige auf, den Gottesdienst von der Sakristei aus mitzufeiern. Ein junger Pfarrer reichte den Gläubigen vor der Kirche die Heilige Kommunion. Die Menschen standen in der Kirche dicht gedrängt. Als die Messfeier vorbei war strömten die Menschen aus der Kirche. Es nahm und nahm kein Ende. Man konnte gar nicht glauben, dass so viele Menschen in eine solche "kleine" Kirche passen würden. Die Pilger verteilten sich auf die Stände, der Kirche und beim Königsbrunnen. Vielen Besuchern sah man an, dass Sie nicht besonders viel Geld zum Leben hatten. Was sie hielt, war ihr Glauben. Nach ca. 10 Minuten hatte sich die Kirche so weit geleert, dass wir in die Kirche gehen konnten. Die Kirche war wunderbar geschmückt. Die ehemalige Bestuhlung der Stadt-Liebauer Kinos dienten als Kirchenbänke. Anschließend besuchten wir den Königsbrunnen und kosteten das kühle Nass. Als wir bei der Kirche angekommen waren und noch etwas zum Essen kaufen wollten (Bock, bzw. Bratwürste), waren bereits alle verkauft. Um nicht zu "verhungern" stillten wir unser Bedürfnis mit "Keksen" und Eis. Viele bekannte Gesichter - Herr Kretschmer, Herr & Frau Valovic, Herr und Frau Titz, die Brüder Pausch, etc. und sogar Verwandtschaft - welche wir schon mind. 20 Jahre nicht mehr gesehen hatten, haben wir getroffen. Es gab viel zu erzählen. Mit Sonderbussen und Autos reisten dann nach und nach die Pilger ab.

Nach einem kurzen Zwischenstopp in Stadt Liebau am ehemaligen Standort seines Hauses (Bärner Straße 201) - die Kinder wollte doch unbedingt das Haus von Ihrem Urgroßvater sehen und nach "Schätzen" suchen. In Sternberg angekommen wurde unser Opa versorgt. Nach einem Mittagsschlaf stand eine Stadtbesichtigung auf dem Programm. Wenn wir gewusst hätten, dass abends noch eine Lichterprozession von den Pfadfindern, der Busreisegruppe von Frau Stein und anderen Gläubigen zum Königsbrunnen stattfinden würden, wären wir natürlich lieber wieder nach Altwasser gefahren, als uns am Abend im Biergarten von unserem Hotel aufzuhalten. 1. Ladung Postkarten geschrieben.

 

Sonntag, 25, Juli

Nach einem reichhaltigen Frühstück, Besuch der Kirche und Gottesdienst in Sternberg, Besuch Opas Haus in Stadt Liebau. Anschließend steuerten wir wieder Altwasser an. Diesmal waren wir frühzeitiger vor Ort, denn wir wollten dieses Mal nicht wieder vor der Kirche stehen, sondern ziemlich weit vorne sitzen. Als wir in Altwasser angekommen waren, waren wir erstaunt, dass nur noch die Hälfte der Stände aufgebaut waren. Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir am Vortag noch ein paar Bilder von diesen gemacht und in ihrem Angebot gestöbert. Der 2. Gottesdienst wurde teilweise ins Deutsche übersetzt. Wir waren - wie bereits am Vortag - begeistert. Herrn Valovic mit Frau, Herrn Titz und Frau und div. Bekannte getroffen und gesprochen. Nach ausführlichen Gesprächen mit div. deutsch Pilgern und einem Besuch beim Königsbrunnen fuhren wir wieder zu unserem Hotel, um unserem Opa einen Mittagsschlaf zu ermöglichen, nachdem wir meinen PDA (Pocket-Computer) auf Opas ehem. Grundstück wiedergefunden hatten. Dieser musste mir vormittags von der Hose gefallen sein. Ausgeruht ging es dann im Biergarten vom Hotel weiter. Der zweite Schwung Postkarten wurde geschrieben.

 

Montag, 26. Juli (St. Anna-Fest)

Heute gaben wir dem Drängen unserer Kinder nach und machten uns auf die "Schatzsuche" auf Opas ehemaligen Areal. Ausgerüstet mit Gummistiefeln, Handschuhen und Maurerhammer wurde vor Ort nach Schätzen gesucht. Meine Aufgabe bestand aus Unkraut entfernen und dürre Äste abzubrechen und zu entfernen. Christian und Franziska gruben voller Begeisterung. Gefunden wurde ein Kaffeelöffel aus Aluminium, eine Handtasche, alte Gummistiefel, Glasscherben und ein Messer. Nach einem Großeinkauf in Stadt Liebau stärkten wir uns auf dem Ringplatz, bevor wir uns nach Altwasser zum 3. Festgottesdienst aufmachten. Heute waren nur noch die Pfadfinder mit einem Stand vertreten. Wieder mussten wir uns erzählen lassen, dass am Vortag wieder eine Lichterprozession zum Königsbrunnen - ohne uns - stattgefunden hatte. Für das eigentliche St. Anna-Fest hatten sich unter anderem 2 Busse aus Deutschland angekündigt. Es war eine große Freude einige bekannte Gesichter wieder zu treffen. Der Gottesdienst wurde von einem 2. Pfarrer komplett ins deutsche übersetzt. Wie bereits an den Vortagen wurde der Gottesdienst u. a. vom Pfarrer aus Bärn gehalten. Die musikalische Begleitung übernahmen 2 Trompeter. Nach dem Gottesdienst sprach Herr Prof. Losert noch einige Worte an die Gläubigen. Der Gottesdienst wurde von einem tschechischen Fernsehteam aufgezeichnet, und abends - wie uns später erzählt wurde - auch gesendet. Nach dem Gottesdienst fand eine Andacht am Ostkreuz statt. Kurz vor Ende der Andacht wurde Franziska plötzlich ohnmächtig. Der freundliche Busfahrer spendierte - nachdem sich der Zustand von ihr stabilisiert hatte - ein Cola. Viele Mitgereiste beschenkten die Kinder mit Süßigkeiten. Gestärkt wurden die Reisenden mit von den jeweiligen Busfahrern warmgemachten Würstchen und Brot und mitgebrachtem Kuchen. Die Krönung war ein Konzert mit 2 Akkordeons (Prof. Losert und ein Mitreisender vom 2. Bus). Die Zeit verflog mit Gesang und Gesprächen wie im Fluge. Wir verabredeten uns mit dem Reisebus von Frau Stein in Wigstadl für den morgigen Tag. Wir durften einen Tag lang an ihrem Programm teilnehmen. Nach einem Abendessen im Hotel und anschließendem Postkartenschreiben war auch der 4. Tag schon wieder vorbei.

 

Dienstag, 27. Juli

Trotz Umleitung auf Grund eines Unfalls und viel Verkehr trafen wir mit 5 Minuten Verspätung in Wigstadl am Hotel vom Reisebus von Frau Stein ein. Christian musste vor dem Hotel erbrechen, bevor wir uns auf die Reise machten. Wir folgten dem Reisebus. Das erste Ziel war der Wohnort des schon oft für Frau Stein tätig gewordene Dolmetscher. Nach langem Suchen wurde er gefunden. Da viele mitfahren eine Toilette brauchten, organisierte der Dolmetscher, dass alle die Toiletten des noch geschlossenen Gasthauses benutzen durften. Dies dauerte ziemlich lange. Doch warum kamen die Leute nicht wieder zurück zum Bus? Die Antwort war schnell gefunden. Neben der Gastwirtschaft befand sich ein kleiner Laden. Dieser wurde von allen gestürmt. Die Verkäuferin wusste nicht, welchen Kunden Sie zuerst bedienen sollte. Jeder Deckte sich mit Getränken, Süßigkeiten, Süßen Stückchen, Wurst, Obst etc. ein. So etwas hatte die Verkäuferin noch nie erlebt - ein ganzer Bus kauft bei Ihr ein.
Weiter ging die Fahrt zu einem Holz-Museumsdorf (Museum Remesel  - Handicraft Museum Letohrad). Dort angekommen folgte ein interessante Besichtigungstour. Alle Häuser konnten auch innen besichtigt werden. Opa meinte: "ja, so haben früher die Häuser bei uns ausgesehen". Zur Stärkung gab es überall leckere Sachen. Wir haben alle Kuchen die es gab durchprobiert. Laut meinem Opa sahen und schmeckten Sie so wie früher bei Ihnen zu Hause.
Das nächste Ziel waren die Biskiden (Gebirge). Oben auf dem Berg war es sehr windig und kalt. Die Reisegruppe ging gleich in eine vorbestellte Wirtschaft zum Essen. Wir sind jedoch erst noch ein wenig spazieren gegangen und haben Souvenirs gekauft. Da es sehr kalt war, sind wir anschließend ebenfalls in die Wirtschaft gegangen. Nach einem vorbestellten Menu, welches wir nur zum Teil mitaßen spielte eine slowakische 3-Mann zur Unterhaltung und zum Tanz. Einige versuchten sich auf dem Parkett. Wäre die Sache nicht mit der Bezahlung gewesen (strittige Menge, bzw. Anzahl der Essen), wäre dies ein völlig gelungener Tag gewesen. So war dieser leider ein wenig getrübt. Verabschiedung von den Teilnehmern der Reisegruppe und Heimfahrt ins Hotel.

 

Mittwoch, 28. Juli

Nach einem etwas späteren Frühstück kauften wir eine Flasche guten Wein und süße Stückchen und besuchten unsere Bekannte aus dem Hotel in ihrem Zuhause. Beim Kaffeetrinken erzählte sie und ihr Mann uns von ihrem Leben und ihren Problemen als Deutsche in Tschechien. Opa durfte auf einem Gästebett seinen Mittagsschlaf halten. Nach dem Besuch haben wir im Hotel abendgegessen.

 

Donnerstag, 29. Juli

Besuch der Wallfahrtskirche auf dem Heiligen Berg, Souvenirs gekauft. Anschließend Besuch der Chefin vom Makou. Abendessen und Gespräche. Im Hotel Opa zum Schlafen hingelegt. Meine Mutter, Franziska, Christian und ich besuchten anschließend noch einmal Evi. Sie wollte uns unbedingt noch ihre 2 Söhne vorstellen. Dort angekommen wartete sie mit einer riesigen Platte mit belegten Broten auf uns. Nachdem wir unsere bisherigen Fotos gemeinsam auf meinem Computer angeschaut hatten, wurde noch lange geredet.

 

Freitag, 30. Juli

Heute war kein schönes Wetter. Es war regnerisch. Heute stand der Altvater und Maria Hilf auf dem Programm. Leider durften wir, trotz Behindertenausweis und Geld, von der Schafweide nicht bis zum Turm fahren. Weiterfahrt nach Maria Hilf. Besuch der Kirche, Souvenirs gekauft Kaffeegetrunken. Heimfahrt nach Sternberg. Opa versorgt und anschließend Einkauf in Sternberg. Div. Kleidungsstücke gekauft. Abendessen im Hotel.

 

Samstag, 31. Juli

Einkauf in Sternberg. Besichtigungs- & Fototour in Altliebe, Nürnberg, Reisendorf, Stadt Liebau. Grabungen bei Opas Haus. In Reisendorf das Haus seiner Oma und die Kirche gesucht. Kirche gefunden (siehe www.baerner-laendchen.de, Reisendorf), das Haus seiner Oma jedoch nicht. Opa hingelegt, da wir einen Tag früher nach Hause fahren mussten (mein Vater hatte einen Nabelbruch und musste operiert werden). Um nicht das gleiche wie bei der Herfahrt erleiden zu müssen, beschlossen wir nachts zu fahren. Ich legte mich deshalb auch ein wenig aufs Ohr.
Auto beladen. Abfahrt gegen 20 Uhr. Grenze gegen 24 Uhr, Ankunft bei meinem Bruder in Uttenreuth gegen 3:30 Uhr. Dort haben wir uns alle zum Schlafen hingelegt. Nach dem Frühstück haben wir meinen Vater vom Krankenhaus abgeholt und zu meinem Bruder gebracht. Abfahrt nach Hause ohne Opa und Christian, da diese noch etwas Urlaub in Uttenreuth machen wollten. Ankunft gegen 16 Uhr in Schwäbisch Gmünd Straßdorf.
 


Opa war glücklich und zufrieden!

 

Und von was träumt Opa jetzt? Ist doch klar - Opa: "nächstes Jahr - wenn ma noch's Leben han, dann fahren wir wieder nach Hause!" - Bernd: "Opa, das machen wir.

 

Die war die kurze Zusammenfassung der Reise der 4 Generationen.

 

Fortsetzung folgt 2005

 

Straßdorf 29.08.04