Unser Leben

Stationen und Erlebnisse von Joseph und Sophie Knopp, (geb. Langauf)

aufgeschrieben 2001, später ergänzt

Joseph Ignaz Knopp

Eltern von Josef Knopp

Mutter Maria Knopp, geb. Rohm (Reisendorf)
Geboren am 15.12.1880, 
gestorben am 16.07.1949 in Neckarmühlbach, Burg Guttenberg

Vater Emanuel Knopp, Stadt Liebau
Geboren am 04.10.1882, 
gestorben am 06.05.1936 (Lungenentzündung) in Stadt Liebau

Geschwister von Josef Knopp

Bruder Karl Knopp
Geboren am 10.04.1909
Gestorben am ____________ vor ca. 10 - 11 Jahren
wohnte zuletzt in der Anna Str. 10 in Würzburg

sein Sohn Harald Knopp wohnt in 97218 Gerbrunn

Schwester Maria Sieberichs, geb. Knopp
Geboren am 20.03.1911,
gestorben am 10.12.1999 
wohnte zuletzt in Frontbrunnengasse 9; 74821 Moosbach

keine Kinder

Schwester Anna Walchshofer, geb. Knopp
Geboren am 17.12.1915,
gestorben am 02.07.2004
wohnte zuletzt in Frontbrunnengasse 9; 74821 Moosbach

Tochter: Edeltraud Moral; Ehemann Roberto; 
Frontbrunnengasse 9; 74821 Moosbach

Großeltern von Josef Knopp

Opa (mütterlicher Seite) _________
Geboren am __________, 
gestorben am __________ in 

Oma (mütterliche Seite) Emanuel Knopp, Stadt Liebau
Geboren am 04.10.1882, 
gestorben am 06.05.1936 in Stadt Liebau

Opa (väterlicher Seite) Ignaz Knopp, Leibnik
Geboren am _______, 
gestorben am _______ in ___________

Oma (väterliche Seite) Maria Knopp, geb. Hofmann, Stadt Liebau
Geboren am ________, 
gestorben am ________ in Stadt Liebau

 

Ich wurde am 20.08.1913 in Stadt Liebau im elterlichen Haus als 3. Kind geboren. Das Haus 201 (Bärner Straße) in Stadt Liebau war mein Zuhause. Die Stadt Liebau gehörte zum Regierungsbezirk Troppau (heute Mesto Libava in der Tschechischen Republik).

Meine Kindheit:

Schon als kleines Kind mußte ich in der Landwirtschaft mithelfen. Ich wurde nicht verschont. Weder meine Eltern, Großeltern noch meine Geschwister haben sich Zeit für mich genommen oder mir gar Liebe geschenkt. Das einzigste was ich immer von ihnen erhalten habe waren Schläge.
Ich besaß kein Spielzeug und war in meiner Jugend in keinem Verein tätig.
Sonntags mußte ich mit einem zweirädrigen Wägelchen Molke in 2 großen Milchkannen von der Molkerei holen. Die Molke wurde dann an die Schweine verfüttert. 
Mein Großvater (Ignaz Knopp) war ein richtiger Tscheche. So lange er konnte ging er jeden Donnerstag auf den Ringplatz (Marktplatz in Stadt Liebau) um den tschechischen Händlern beim Verkauf der Ferkel zu helfen.
Ich und meine drei Geschwistern schliefen zusammen in einem kleinen Zimmer.

Schule und Beruf:

- Schulzeit 8 Jahre. Besuch der Volks- und Bürgerschule in Stadt Liebau
- Weil mein Vater und mein Opa Ignaz Knopp es so wollten mußte ich eine Lehre als Schuhmacher absolvieren und nebenher in der Landwirtschaft mitarbeiten.
Meine Lehre dauerte insgesamt nur ca. 6 Monate. Lehrherrn: zuerst bei Franz Winter, und anschließend bei Karl Maier in Stadt Liebau.
Weil die Ausbildung und die Tätigkeiten eines angehenden Schuhmachers mir nicht gefallen haben, habe ich meine Lehre gegen den Willen meiner Eltern abgebrochen. Ich ließ mich auch von den daraufhin erhalten Schlägen nicht davon abbringen. Ich wurde geschlagen, bis Blut aus meinem Mund & Nase rann.
- Straßenbauer-Hilfsarbeiter bei in staatlichen Firma. Schotterstraßen im gesamten Kreis (Bärn) ausgebessert (ca. 2 Jahre)
- Hilfsarbeiter bei der Flachsschwingerei Berger & Söhne in Altliebe (ca. 3-4 Jahre)
- Straßenbauer-Hilfsarbeiter auf Flugplatz in Vechta (Norddeutschland bei Oldenburg). Start- und Landebahnen ausgebessert und eine neue Autobahn gebaut. Arbeitete am liebsten Nachts, da es dafür mehr Geld gab.
- Bierkutscher bei der Firma Hofmann in Stadt Liebau
- Wehrmacht von Dezember 1940 bis Mitte 1944.
Radfahrerschwadron 208 in Brix (Böhmen)
Verlegung nach Leitmeritz
Verlegung an die Ostfront Bialistock und angrenzende Ortschaften.
Kampfeinsatz in Leningrad. Nach Hautkrankheit (starker Ausschlag) mit Lazarettzug nach Berlin. Nach Genesung 4 Wochen Urlaub zu Haus in Stadt Liebau.
- Nach Urlaub Dienst in der Genesungskompanie in Königsberg.
- Erneute Verlegung an die Ostfront. Bei Kampfeinsatz in Minsk. Beim Fronteinsatz Durchschuß linker Arm, seitdem ist mein Arm gelähmt.
- Im Juli 1944 im Lazarett Bärn (ehemals Schule) von Kompaniearzt 50 % Erwerbsunfähigkeit festgestellt.
- Dezember 1944 Entlassung bei der Heeresentlassungsstelle Oppeln.
- Arbeitsdienst in Rüstungsbetrieb Granitol-Werke Bärn (Zeltplanen imprägniert)
- Nach Entlassung wieder als Straßenbauer in Bärn tätig

- Mein Vater verstarb schon sehr früh und wir hatten große Schulden. Am schlimmsten war immer die Zeit vor Weihnachten, weil dort alle Rechnungen, Steuern und Versicherungen ins Haus flatterten. Ich musste immer meinen gesamten Lohn Zuhause auf den Tisch legen, damit die fälligen Rechnungen, Steuern und sonstige Ausgaben bezahlt werden konnten. Ich bekam nicht einmal ein Taschengeld von dem selbst verdienten Geld. 

Einwurf von seiner Frau: "Als er geheiratet hat, hatte er nicht einmal eine gescheite Hose am Hintern getragen. Mein lieber Mann hatte weder Geld noch ein Sparbuch. Seine beiden Schwestern hätten jedoch eines gehabt. Mein lieber Mann konnte auch nicht tanzen. Er hatte niemals einen Tanzkurs besucht, noch war er tanzen. Denn wenn der Eintritt zu einer Tanzveranstaltung etwas kostete, mußte er vor der Tür bleiben. Er hatte ja kein Geld in der Tasche."

- Nach dem plötzlichen Tod meines Vaters ging ich zum ersten Mal zu meiner heutigen Frau (Sie war damals 22 Jahre jung) und habe sie gefragt, ob sie mich heiraten wolle. Sie lehnte ab. Ich dürfe sie aber immer besuchen kommen. Einwurf von seiner Frau: "Seine Schwestern brauchten nur jemanden zum Arbeiten welcher zudem nichts kostete!" 

- So verging die Zeit. Als ich einmal auf Urlaub nach Hause kam, ist mir der Name: Sophie Knopp wieder eingefallen. Ich ging zu ihrer Mutter nach Groß-Dittersdorf. Sie ging mit mir zu ihrer Tochter, welche gerade als Magd bei Johann Klos in Groß-Dittersdorf arbeitete. Sie wusch gerade die Kartoffelsäcke. Es war kurz vor Allerheiligen. An Allerheiligen besuchte ich sie noch einmal. 

Sophie Knopp: "Meine Schwester aus Kriegsdorf sah meinen heutigen Mann und fragte mich: "Auf was willst du noch warten? Du bist ja schon 28 Jahre alt". Daraufhin sahen wir uns fast jeden Sonntag Nachmittag vom 14 bis 17 Uhr. Ich wurde zu Weihnachten entlassen (weil der Bauer erfuhr, daß ich im Frühjahr heiraten werde, und er im Frühjahr wenn die Arbeit beginnt eine Magd braucht und nicht im Winter), und wohnte bis zur Heirat bei meiner Mutter.

- Beziehung zu Sophie Langauf intensiviert. Auf Drängen meiner Schwestern und meiner Mutter (brauchten unter anderem eine neue Magd; ... bist schon alt genug) Heirat am 03. April 1945. Meine Frau wurde ebenfalls gedrängt; auf was willst du noch warten (Sie war damals 28 Jahre alt). 

Viele Karten und Briefe welche ich (Sophie Knopp) an "Soldaten" geschrieben hatte kamen zurück mit dem Vermerk: Fürs Vaterland gefallen.
- Hochzeit in Groß Dittersdorf. Feier im Haus seiner Frau. Aufgrund der Benzinknappheit konnte kein Auto für die Hochzeitsfeier gemietet werden. Hochzeitsgesellschaft fuhr mit 4-5 Kutschen von der Kirche zum Haus seiner Frau. (Es war die letzte Trauung vor der Vertreibung in Groß Dittersdorf). 

Vormittags standesamtliche Trauung im Rathaus und anschließende Trauung in der Kirche. Mittagessen (Braten), Mittags Kaffee und Kuchen, Abends Vesper. Es gab keine Musik und somit auch keinen Tanz an diesem Tag. Nach dem Abendessen Fahrt mit der Kutsche zum Elternhaus in Stadt Liebau. Hochzeitsnacht in der kleinen Wohnung (Küche + 1 Zimmer) im elterlichen Haus.

Meine Frau lebte vom 03.04.1945 bis ca. 1 Woche nach dem Kriegszusammenbruch (09.05.1945) von Deutschland in diesem Haus. "Ich wußte und kannte nicht einmal den Standort von der Feldscheuer meines Mannes", erzählt Sophie Knopp. 

Da sie nicht wußte ob ich noch lebe, sie von ihrem Mann schwanger war und mit meinen Schwestern und Mutter nicht auskam, ging Sie wieder zu Ihrer Mutter zurück nach Groß Dittersdorf. Gegen den Willen meiner Schwestern nahm sie Ihre Federbetten auf dem Rücken mit nach Hause. 

Als der Kriegszusammenbruch des 3. Reiches absehbar war, und das näherkommen der Russen immer deutlicher zu hören war, hatte ich den Ring meines Mannes und meinen vom Finger abgezogen und in ein Taschentuch eingewickelt. Dieses Taschentuch trug ich in meiner Schürze immer bei mir mit. Als ich das Haus meiner Schwiegereltern verlassen habe, hatte ich die "wertvolle" Schürze vergessen. Als ich diese Schürze mit deren Inhalt später von meinen Schwägerinnen zurückfordern wollte, hatten Sie sie mir gesagt, sie hätten die Ringe vor den Russen versteckt und vergraben. Später hatten sie auf mein Drängen gesagt, die Mäuse hätten vermutlich unsere Eheringe verschleift. Weil ich so geheult habe (diese geweihten Ringe waren mir sehr wichtig) hat mir meine Mutter Geld für neue Ringe gegeben. Wir kauften uns 2 neue Ringe und ließen sie segnen. Doch es waren nicht die "richtigen".

- Ca. 1 Woche nach Kriegsende (Zusammenbruch des Deutsch Reiches 09.05.1945) mußten sich alle Männer auf dem Marktplatz in Stadt Liebau melden, welche im Krieg gedient hatten

- Ohne den Angehörigen Bescheid geben zu können, mußten alle Anwesenden zu Fuß nach Sternberg maschieren.
- Alle ehemaligen Soldaten wurden für ca. 1 Woche in verschiedene Keller der Stadt Sternberg eingesperrt.
- Transport nach Olmütz. Dort wurden alle in einen Lastzug einwagoniert. Mit der Eisenbahn ging es dann ins Konzentrationslager Ausschwitz.
- Ca. 6 Monate Gefangener im Lager.
- Abtransport ins Lager Ostrau. Dort wurden die ehemaligen Soldaten nach Handwerksberufen aufgeteilt. Viele kamen in das Kohlebergwerk, andere mußten als Bäcker, Schuhmacher, etc. arbeiten.
- Ich mußte in der Landwirtschaft arbeiten.
- Als ich hörte, dass die Gefangenen wieder zurück ins Lager müssen. 

Entschluss: Ich haue ab!!

- Brot gesammelt. Sonntagmittag flucht mit Hake als Tarnung. Straßen und Dörfer gemieden. Nachts auf dem Feld geschlafen. Leute auf dem Feld nach der Richtung gefragt. Ziel war Groß-Dittersdorf.

- Verwahrlost (Vollbart, lange Haare) Ankunft bei der Frau Sophie. Meine Frau erkannte mich zuerst nicht mehr. Meine Frau versteckte mich fast ein halbes Jahr auf dem Heuboden. Meine Frau brachte mir Essen und Trinken von Ihrer Mutter. Außer ihr wußten nicht einmal ihre Schwestern von meiner Anwesenheit. Der Bart wurde während dieser Zeit nicht geschnitten. 

- Datum des Entlassungsscheines geändert / gefälscht (neueres Datum). Zusammen mit meiner Frau zum Protektorat Groß-Dittersdorf gegangen und Entlassungsschein vorgelegt. Sie sagte, daß ihr Mann gerade gekommen wäre.

- Beim Russenrückmarsch wurde unser gesamter Hausrat zerstört. Alles was die Russen in die Hände bekamen haben sie kaputt gemacht. Meine Frau hat Ihr Hochzeitsbild auf dem Misthaufen gefunden. (Dieses Bild hängt heute noch in unserem Wohnzimmer an der Wand)

- Mitarbeit bei Bauer Edwin Pfeiler (ist in Rechberg begraben) für ein Essen. Mithilfe beim Dreschen. Meine Frau war "oben" und hat die Garben in den Trichter geworfen. Ich stand vorne und schimpfte. Ich mußte im Akkord das Stroh wegnehmen, weil meine Frau zu viel Garben in die Maschine einwarf.

- Wir wußten schon seit Wochen, daß wir unsere Heimat verlassen müssen. Doch wir mußten zuvor noch die Ernte für die Tschechen und Zigeuner einbringen. Wir hatten gehofft - weil wir die letzten waren - daß wir vielleicht doch hierbleiben dürften. Von einem deutschen Tischler ließen wir uns Truhen für die Aussiedlung fertigen. Auf jeder Truhe stand der Familienname und der Ort (Joseph Knopp; Groß-Dittersdorf)

- Wir erhielten einen Brief vom Protektorat, worin stand, daß wir gehen müssen. Am 6 Oktober mußten wir uns vor den Häusern aufstellen und anschließend zum Sammelplatz gehen. Dort wurden wir namentlich aufgerufen, und mußten "hier" rufen. Wir wurden auf Lastwagen verfrachtet und nach Bärn ins Sammellager gefahren wo der "Transport" zusammengestellt wurde. Dies dauerte einige Tage bevor der Zug losfuhr. Wir hatten nichts zu Essen. Wir wurden in dieser Zeit von den Tschechen versorgt. An der Sammelstelle wurde das Gepäck von den Tschechen nach Wertgegenständen durchwühlt und gewogen. Je Person durfte insgesamt nur 50 kg inkl. Koffer/Kiste mitgenommen werden. Da wir drei Personen waren durften wir also 150 kg auf die Fahrt ohne Ziel und in eine ungewisse Zukunft mitnehmen. 

- Wir waren der 7. und letzte Transport aus unserer Gemeinde, bestehend aus 5 Waggons mit insgesamt 139 Personen, von unserer Gemeinde. In einem geschlossenem Vieh-, bzw. Güterwaggon wurden wir - ohne unser Ziel zu kennen - nach Deutschland gefahren. 30 Personen samt je 50 kg Gepäck in einem Waggon. Meine Frau mußte unsere 9 Monate alte Tochter ihre "leere" Brust geben, weil wir sonst nichts zu Essen hatten. "Es kam nur noch "Wasser", laut Sophie Knopp.

- In Schwäbisch Gmünd war Endstation. Bei der ehemaligen Hindenburgschule (heute ___ Gymnasium) wurden wir auf die Dörfer aufgeteilt. Meine Frau, unsere Tochter, mein Schwager Franz Langauf, seine Frau Anni, seine Tochter Anni (geb. am 15.12.1944 in Groß Dittersdorf Haus 66), meine Schwiegermutter, Steffi und ich, sowie noch andere Familien wurden mit einem Lastwagen nach Wissgoldingen gefahren. Vor dem Gasthaus Adler mußten wir aussteigen und unser Gepäck wurde abgeladen. Im Gastraum der Wirtschaft mußten wir auf den Bänken und Stühlen schlafen.

- Am nächsten Tag ging der Gemeindediener durch den ganzen Ort. Er hat ausgerufen, daß die Flüchtlinge / Vertriebenen einen Unterschlupf finden müssen. Alle Bewohner des Ortes haben daraufhin die Türen und Fenster zugemacht. Niemand wollte jemanden aufnehmen.

Ich habe mich daraufhin selbst auf den Weg gemacht um eine Wohnung für meine Familie zu finden. Ich fand ein kleines Zimmer in der Vorstadt bei Hilde Abt. Das Zimmer war voller Ungeziefer und Mäuse.

- Die Mutter und die behinderte Schwester meiner Frau wollte der Bürgermeister gleich ins Altersheim bringen lassen, weil es keinen Wohnraum gab. Auf mein Drängen jedoch mußten sie nicht ins Heim gehen. Sophie Knopp: "Meine Mutter hatte mich wieder aufgenommen als ich schwanger war und das Deutsche Reich zusammengebrochen war - ich war es meiner Mutter schuldig".

- Meine Schwiegermutter und Ihre kranke Tochter fanden doch noch ein kleines Zimmer zum Schlafen. Den Rest vom Tage verbrachten sie bei uns. Sie haben auch mit uns gegessen.

- Unsere 2 Tochter Maria wurde am 31.01.1949 in diesem Zimmer geboren. Das Fruchtwasser war bereits ein Tag zuvor gebrochen. Die Hebamme konnte das Kind nicht zur Welt bringen. Das Baby hatte Querlage im Mutterleib. Ein Arzt mußte das Baby im Mutterleib drehen. Es war eine sehr schwere Entbindung. Als der Arzt kam schickte er meine Schwiegermutter in die Kirche zum Beten. Ich konnte es nicht mit ansehen und mußte das Zimmer verlassen, obwohl ich meiner Frau versprochen hatte ihr bei der Geburt beizustehen. Als unsere Tochter endlich auf der Welt war war sie ganz blau. Der Arzt nahm das Baby an den Füßen und schwenkte Sie, bis sie anfing zu schreien. "So wollen wir es", hatte er gesagt, erzählte die Mutter.

- Nach der Geburt unseres 2. Kindes hat sich der Bürgermeister dafür eingesetzt, daß wir eine andere Wohnung bekamen. In einem Polizeigebäude welches nach Ellwangen gehörte durften wir in ein Zimmer im März 1949 einziehen (Landjägerhaus).
- Weil die Polizei die Wohnung selber brauchte, sind wir 14 Tage vor Weihnachten 1953 in einen Neubau gezogen. Alle Wände waren naß. Der Außenputz fehlte. Nach Regen oder Schnee konnte man innen jede Steinfuge sehen. Die Wände waren so naß, daß alle Bilder und Möbel angefangen haben zu schimmeln und sich zu wellen.
- Die Eigentümer hatten billiges Geld vom Staat für den Neubau erhalten, weil sie sich verpflichtet hatten, Flüchtlinge aufzunehmen. "Wenn wir gewußt hätten, daß ihr so böse Kinder habt, hätten wir euch nicht genommen", haben die Eigentümer gesagt. In der Zwischenzeit war unser 3. Kind Josef am 21.07.1953 zur Welt gekommen.

- Meine Frau wollte nun endlich ein eigenes Dach über dem Kopf haben. Wir haben verschiedene Häuser unter anderem ein Haus an der Häge (alleinstehendes Haus auf der Nordseite vom Rechberg) angeschaut. Da ich nicht alleine einziehen wollte, mußte dieser Plan verworfen werden. Endlich hatten wir ein Haus in Straßdorf gefunden. Dort sind wir am 15. August 1957 (Feiertag Maria Himmelfahrt) mit dem Leiterwagen eingezogen. Meine Mutter und meine Schwester Steffi haben wir dann 2 Tage später zu uns geholt.

Arbeitsstellen im "Reich"

- Nach der Umsiedlung war ich zuerst arbeitslos.
- Arbeit bei der Firma Kolkmann in der Palerstraße in Schwäbisch Gmünd. Dort wurden Hasenfelle gegerbt und die Felle zugeschnitten (die Arbeit hat mir nicht gefallen)
- Nach Entlassung Arbeitslos.
Das Arbeitsamt hat in dieser Zeit alle großen Firmen angeschrieben und sie vor die Wahl stellt: entweder einen Kriegsbeschädigten einzustellen, oder "Strafe" zu zahlen.
- Dreiwöchiger Besuch bei meiner Mutter in Guttenberg (ohne meine Familie)
- Die Firma Leicht in Waldstetten stellte mich als Kriegsbeschädigter unter Tarif ein. 24,5 Jahre arbeitete ich als Hilfsarbeiter. Ich mußte Holz und Spanplatten herbei und wegschaffen, Maschinen reinigen, aufräumen, Putzen der WC-Anlagen, usw. 
- Nach 2 Arbeitsunfällen (1. Unfall im Lastenaufzug von Holzpalette eingeklemmt, und 2. Unfall Fuß im Förderband eingeklemmt. Aufgrund meiner Unfälle, meiner Kriegsverletzung und meiner krankheitsbedingten Fehlzeiten wurde ich in Rente geschickt. Weil mir jedoch 6 Monate bis zum 25-jährigen Jubiläum fehlte, bekam ich leider keine Prämie.)
- Die ganzen Jahre bin ich bei gutem Wetter mit dem Fahrrad, und bei schlechtem Wetter und Schnee zu Fuß zur Arbeit gefahren, bzw. gelaufen.
- Als Rentner bin ich am liebsten in meine Scheune gegangen zum Holzsägen, habe Bauholz vom Wagenblast (Komplett-Hausrenovierer) und nach Weihnachten Christbäume von den Sammelstellen geholt und ofengerecht gemacht, auf dem Wochenmarkt die Blumen von meiner Frau verkauft und zum EDEKA zum einkaufen gelaufen.
- Seit 4 Jahren (11.10.1997) sitze ich nun in meinem Bett und kann nicht mehr alleine laufen und aus das WC gehen. Ich habe nur noch meine Erinnerungen an Früher (alte Heimat), meine 4 Wände, das Fernsehen und einen Traum: "Ich möchte noch einmal nach Hause". 
Seit meinem Geburtstag weiß ich, daß dieser Traum - so Gott will - in Erfüllung gehen wird. Ich fahre mit meiner Tochter Sofie Stadelmaier und meinem Enkel Bernd Stadelmaier vom 28.09 bis zum 03.10.01 in meine alte Heimat nach Stadt Liebau.

"Wir müssen alle Ziele genau aufschrieben, damit wir dort keine Minute verlieren" habe ich am 09.09.01 meinem Enkel gesagt.

Wenn Sie wissen wollen, wie die Reise war, dann klicken Sie hier (Link zu Seite Heimatbesuch 2001)

Stadt Liebau: Haus 201 Knopp:

Hausratschaden (Verlust des Besitzes) am 18.05.1946 = Datum Vertreibung

Meine Mutter und meine Schwestern wurden bereits im Mai 46 ausgesiedelt.

 

Groß Dittersdorf: Haus 66 Langauf:

Hausratschaden (Verlust des Besitzes) am 13.10.1946 = Abfahrt des Zuges aus Bärn?

 

Sophie Knopp geb. Langauf

Eltern

Mutter Juliane Langauf, geb. Zahradniczek aus Schlock (Bezirk: Mährisch-Weißkirchen)
Geboren am 06.06.1883, 
gestorben am 04.11.1957 in Schwäbisch Gmünd Straßdorf

Vater Franz Langauf, Groß Dittersdorf
Geboren am 16.04.1880, 
gestorben am 16.12.1929 in Groß Dittersdorf 
(bei Waldarbeiten von Baum erschlagen)

Geschwister

Bruder Franz Langauf
Geboren am 26.05.1905
Gestorben am 25.07.1984
wohnte zuletzt in der _____________ in Reiskirchen Kreis Gießen

Schwester Stefanie Langauf
Geboren am 06.11.1906,
gestorben am _________Mai 1981
wohnte in Altersheim St. Vinzens in Schwäbisch Gmünd

Bruder Josef Langauf
Geboren am 04.12.1907,
gestorben am _____Juli vor ca. 25 Jahren
wohnte zuletzt in _____in Wißgoldingen 

Schwester Marie Klar (1. Ehe), später Heinz (2. Ehe), geb. Langauf
Geboren am 24.01.1911,
gestorben am ____________vor ca. 2 Jahren
wohnte zuletzt in ________ Augsburg

Schwester Anna Kunschik, geb. Langauf
Geboren am 09.08.1921,
gestorben am lebt noch
wohnte zuletzt in Am Auland 8; 34385 Bad Karlshafen an der Weser 

Großeltern

Opa (mütterlicher Seite) _________
Geboren am __________, 
gestorben am __________ in 

Oma (mütterliche Seite) ______________
Geboren am __.__.18__, 
gestorben am __.__.19__ in 

Opa (väterlicher Seite) ___________, aus _______
Geboren am _______, 
gestorben am _______ in ___________

Oma (väterliche Seite) _________, geb. ________ aus ________
Geboren am ________, 
gestorben am ________ in _______

 

Ich wurde am 11.10.1917 in Groß Dittersdorf im elterlichen Haus als 5. Kind geboren. Gestorben am 24.01.2003 in Straßdorf (Krankenhaus Mutlangen).

 

Im Bauernhaus wohnten meine Eltern, bis der Stiefbruder - Wendelin Losert - meines Vaters geheiratet hatte. Nach jener Heirat mußten Sie ins Ausdinghaus ziehen.

Im Ausdinghaus wohnten meine Eltern:

Franz Langauf (Glasmacher und Bauer, im Winter als Holzfäller)
Julie Langauf, geb. Zahradniczek (Groß Dittersdorf, ehem. Haus 29 
(Haus Losert))

Groß Dittersdorf Haus 29
Losert Josef und Josefa, geb. Zahradniczek
Sohn Wendelin (Stiefbruder von der Mutter von Sophie Knopp). 

Wendelins Kinder: 
Hans (1922 geb. 1945 vermißt); 
Anna, verheiratet Jung (22.02.1928, zuletzt Wohnhaft in Grünberg), seit letztem Jahr verwitwet
Josef (08.03.1924; zuletzt wohnhaft in Gießen); am 04.06.1980 bei einem Herzinfarkt gestorben

Mein Leben (Sofie Knopp, geb. Langauf)

Wir waren zu Hause arme Bauern. Ich hatte kein Spielzeug zum Spielen. Meine Mutter hatte ich sehr lieb. Mein Vater war sehr streng mit uns Kindern. Eines Abends brachten Waldarbeiter meinen Vater tot vom Wald. Er wurde bei Baufällarbeiten von einem Baum erschlagen. Ich war damals 12 Jahre alt und meine Schwester Anna war 8. 
Nach dem Tod meines Vaters haben wir keinen Christbaum mehr aufgestellt.

Weil wir kaum genug zu Essen hatten, mußten wir schon bald am fremden Tisch unser Brot verdienen und essen. Mein Vater wurde am 19.12.1929 begraben. Mein Bruder Franz nahm mich nach der Beerdigung mit zu sich nach Hause. Er war in Herlsdorf verheiratet. Er hatte am 29.04.29 geheiratet. Ich ging in Herlsdorf (in der Nähe von Stadt Liebau) ein halbes Jahr zur Schule. Zu Beginn der Sommerferien bin ich wieder zu meiner Mutter nach Groß-Dittersdorf zurück gegangen, und habe dort das letzte Schuljahr beendet. In meiner Klasse gab es nur 4 Mädchen von meinem Jahrgang. An Peter und Paul (28.06.1931) bin ich aus der Volksschule nach 8 Schuljahren ausgetreten.

Bereits 2 Tage später (30.06.1931) wurde ich vom Bauer Jahn mit dem Fahrrad abgeholt. Er hatte in Kriegsdorf einen Bauernhof. Ich sollte bei ihm als Dienstmagd dienen. Sie hatten keine Kinder. Ich mußte die nächsten 2,5 Jahre Geschirrwaschen, mithelfen beim Kochen, im Garten, Putzen und im Stall zur Hand gehen. Meine Schwester Marie arbeitete ebenfalls bei ihm als Magd.

Nach dieser Zeit war ich 5 Jahre Magd bei Alois Wagner in _________. Dort war ich alleine Magd. Ich mußte hart auf dem Feld und im Stall arbeiten, sowie mit den Pferden fahren. Nach Weihnachten (war damals üblich) bin ich weggegangen.

Meine neue Stelle war in Schönwald bei Bautsch bei Franz Glier. Der Bauer hatte insgesamt 2 Mägde und einen Knecht. Dort hat es mir überhaupt nicht gefallen. Beide wollten bestimmen was zu tun wäre. Ich wollte gleich wieder gehen. "Jetzt wo die Arbeit anfängt ist es ja leicht zu gehen" hatte mir der Bauer gesagt. Also habe ich bis zum Herbst weitergekämft. Im Herbst bin ich dann einfach abgehauen. Ich habe einen Fuhrmann beauftragt meine Sachen vom Hof zu holen. Als "Strafe" hat mir der Bauer ein Monatslohn abgezogen, doch das war mir egal. 

Dann bin ich zu meiner Mutter zurück. In Groß-Dittersdorf hatte Johann Kloß (Großbauer mit 3 Kindern, 2 Pferden und 2 Zuchtbullen) erfahren, daß ich ohne Arbeit zu Hause bin. Sie haben mich gleich in ihren Dienst gestellt. Dort arbeitete ich bis Ende 1944. Sie hatten erfahren, daß ich im Frühjahr heiraten wollte. Da man damals nur nach Weihnachten die Anstellung wechseln konnte, und sie eine Magd brauchten hatten sie mir gekündigt.

Ich lebte daraufhin bis zu meiner Heirat bei meiner Mutter

Wie wir uns kennen gelernt habe, 
oder: ".... das Leben danach"

In dieser Zeit habe ich öfters meine verheiratete Schwester Marie in Kriegsdorf besucht. Ich bin sehr gut mit Ihr ausgekommen. Sie hat mir auch immer meine weißen Unterröcke gewaschen und gestärkt. Auf einem Rückweg von meiner Schwester nach Schönwald wurde ich von einem Mann angesprochen. Er kam aus einem kleinen Haus, welches links neben der Straße stand. Er war bei den 2 alten Leuten (Bauern mit 2-3 Kühen, er kannte den Mann vom Straßenbau) gewesen, weil er sie fragen wollte, ob sie nicht eine Frau für ihn wüßten, just in diesem Augenblick kam ich des Weges. "Die wäre doch eine für dich" hatten sie meinem heutigen Mann gesagt. Der Mann ist dann mit mir bis nach Schönwald gelaufen, damit er wußte wo ich arbeite. Ins Haus ist er jedoch nicht mit reingekommen. Ich war damals 22 Jahre alt. Daraufhin hat er mich öfters Sonntag nachmittags besucht.

Oma: Beim Fest: "Maibaumfällen" Am 31. Mai in Rudelzau habe ich ihn mit einer anderen Frau (Anne Mick) - sie hatte ein Kopftuch auf - gesehen. Ich habe ihn an diesem Tag nicht angesprochen. Für mich war er nun gestorben. Ich wollte nichts mehr von ihm wissen. Opa: "es war ein Mädchen aus Rudelzau" und warum wurde nichts aus euch beiden? "Sie konnte nicht einmal richtig laufen".

"Wie unser Leben dann verlief, hast Du ja schon aufgeschrieben". Da ich kleine Kinder hatte, konnte ich nicht arbeiten gehen. Ich half oftmals bei Bauern nur für einen Essen, oder Trinken. Wir hatten es wirklich nicht leicht. Meine älteste Tochter schickte ich schon mit 8 Jahren zum Bauern oder ins Gasthaus zum Arbeiten, damit sie etwas zum Essen hatte. Ich bin so froh, dass ich mich damals durchgesetzt hatte, als mein Mann ein billiges Haus an der Häge kaufen wollte. Dort hätte ich später nie das Arbeiten können wie hier in Straßdorf. In Straßdorf begann ich im Gasthaus Lamm zu putzen und Geschirr zu waschen. Als meine Kinder größer waren, habe ich in Privathaushalten geputzt. Meine Rente verdanke ich meiner Putzstelle welche ich Nachmittags hatte. Ich arbeitete im Weingarten (Maschinenhersteller).

Mein einzigstes Hobby war mein Garten. Oft kam ich erst wenn es dunkel war ins Haus, "Was hast du so lange draußen gemacht?" fragten sie mich immer dann. Ich habe neue Blumen gesät, gezogen, Unkraut gejätet, Blumen festgebunden, gedüngt, gegossen, ... was man halt so im Garten alles macht. 1974 begann ich auf dem Wochenmarkt mit dem Verkauf meiner Gartenblumen und Setzlingen. Sobald die ersten Blumen blühten, bis zum Spätherbst ging ich jeden Mittwoch und Samstag auf den Markt. Meine Tochter Sofie und mein Mann halfen mir oft dabei. Mich kannten viele auf dem Markt. Bis zu meinem 80. Geburtstag band ich Woche für Woche Blumensträußchen und machte Setzlinge. Zum Schluss hatte ich ganz steife Finger und konnte meine Kistchen nicht mehr tragen und musste sie hinter mir herziehen.

An meinem 80. Geburtstag (11.10.1997) klappte mein Mann zusammen. Von da an ging es mit uns berg ab. Ich hatte nur noch meine Fenster zum rausschauen, meine Nachbarn, Kinder, Enkel und Urenkel. Für meine letzten Jahre brauchte ich nun auch die Pflege von meiner Tochter und deren Mann, welche uns morgens, mittags und abends versorgten, kochten, putzten und Wäsche waschen. Ich war nicht gerne auf fremde Hilfe angewiesen.

Als mein Enkel meinem Mann die Reise nach Hause schenkte, wollte ich nicht mit. "Sie haben wir alles genommen, ...".
Meine Oma war sehr zusammengearbeitet, von der vielen Arbeit verbraucht. Am 19.01.2003 wurde meine Oma mit dem Notarztwagen ins Krankenhaus eingeliefert. Dort wurde Sie am 24.01.03 von Ihren Schmerzen erlöst. Am 29.01.03 wurde Sie im Schneegestöber auf dem Friedhof beigesetzt.

Mein Opa fühlte sie nach dem Tod seiner Frau sehr alleine. Da er nicht alleine telefonieren konnte (hört sehr schlecht) und auf fremde Hilfe angewiesen ist, holten Ihn meine Eltern zu sich ins Haus. Um meinem Opa von seiner Trauer abzulenken und ihn auf anderen Gedanken zu bringen, sagte ich zu Ihm: Opa, wir fahren dieses Jahr wieder nach Hause, wenn du trinkst, isst und gesund bleibst. Dies baute ihn auf.

Wenn Sie wissen wollen wie die Geschichte weitergeht, dann klicken Sie hier (Link zu Heimatbesuch 2003)