Ich war daheim | Aus der Tschechei |
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Traum von daheim
Man heißt dich verkommen, weil du keine
Heimat hast -
Leg jetzt ab die große Last und komm mit mir!
"Mutter: Ein ganzes Märchen träumte ich heut Nacht,
ich wollte, ich wäre nie mehr aufgewacht!
Weißt, Mutter, weit fort, allein war ich dort;
von Ferne schon die Berge grüßten,
als ob sie von meinem Kommen wüßten.
Und Muttererde deuchte mich ein Tron,
das Hügelland - Nordmährens Kron.
Und Schwalben lobten die Schöpfung im Lied,
ein Käuzchen lockte: Komm mit, komm mit!"
Damit du den Zauber der Heimat fühlst,
den sengenden Brand deines Herzweh's kühlst,
nach jenem Städtlein, es hüllt dich ein -
in seliges Geborgensein - STADT LIEBAU.
Und im lieben Elternhaus ruhte ich vom Wandern aus.
Einsam, öde war es wohl; vertraute Räume gähnten hohl.
Im Hergottswinkel hatte die Spinne
den Bauplatz für ihre Netze inne.
Doch Heimat bleibt `Heimat!
Das fühltest auch du.
Ich war am Steinbruch, am Stadtberg, im Hochwald,
wie ich's so oft mir ausgemalt.
Frei an der Lichtung die uralte Fichte,
ragt wie ein Pfeil hoch in die Lüfte.
Zuweilen knarrte ein dürrer Ast,
wenn ihn der Sturmwind hart anfaßt.
Bis endlich er bricht! Doch bis ins Mark trifft Stürmen nicht
die weisend Gestalt, den Einsiedler vom Hohenwald.
Warum wohl so nach der Höhe gestrebt?
Er raunt: "Wohl darum, daß mich ein Beil zerschlägt."
Neben dem Bauernhof auf Hannsmanns Berg,
die stolze Eich', unser Sinnbild der Stärk'
sie blieb treuer Wächter im Gang der Geschlechter.
Ihr Geäst kündet im Schwingen.
Warum wir traurig von hier gingen.
Daß Nacht verschlang, was einstens Licht,
zerriß, was menschen heilig war,
daß verfolgte ein verfehmt Gesicht.
Geschlagen ein ganzes Jahr,
bis Well' auf Welle, Hieb auf Hieb,
glühender Haß aus der Heimat uns trieb.
Wir irren wohl sehnend, freudlos umher,
hoffend und zagend, alles ertragend,
kein Heimatland mehr!
Wie sich nur Vergangenes den Menschen
einprägt?
Ich habe im Traume wieder erlebt
ein Rüsten zum Feiern, den Schwur zu erneuern,
zu jeder Zeit für die Heimat bereit.
Neu stand die Schule im Feiertagskleid,
im Chore erklang freudig zur Nacht
Der Treuschwur Stadt Liebaus "Kennt ihr die Stadt?"
Zur Feier im vollendeten Werk
trug die Schule den Vermerk:
"Zu Gottes Ehr und unserer Freude,
zu unserer Kinder Unterricht,
steht dieses Kinder Unterricht,
steht dieses bess're Schulgebäude,
uns reuen solche Kosten nicht."
Nur noch ein genaues, kurzes Jahrzehnt
hat es das Volk sein Eigen gewähnt.
In Städtleins Mitte am Ringplatz pflegt
das Volk manche Sitte, freudig bewegt.
Wie schön kam zum Ausdruck des Volkes Einklang,
wenn jubelnde Freunde zum Himmel schwang
im Saatritt und im Erntedank!
Derweil des Städtleins Herz stand still,
drang leis von der Kirche Orgelspiel.
Und wie der letzt Ton verklingt,
ein Englein in mein Träumen singt:
Einst rief hier das Glöcklein die Beter
zum Herrn,
dann wurde es stille, die Menschen sind fern.
Verlorene Kirche - einst jubelt man hier,
dann suchten nur Verzweifelnde Zuflucht bei dir.
Hier kniete einst abschiednehmend das Volk,
bis sich der Letzte den Segen geholt.
Seither saust um die Kirche heulend der Wind,
rüttelt an Türen, kein Einlaß er find'.
Das Gotteshaus versank der Welt,
nur Englein halten treulich Wacht
und ein ewiges Licht erhält
die Weihe, die es heilig macht.
Was graue Mauern schützend schließt,
gehört dem lieben Gott allein,
der nie sein Volk in Not vergißt,
er wird der Flüchtling' Sprecher sein.
Wie die Sonne goldig durchs Fenster scheint,
haben die Englein alle geweint.
Am Kirchhof droben der Ahnen Grab
hat die Natur liebend umwoben,
weil niemand es tat;
Duftendes Grün, Wildröslein umhüllen die Hügel der Stillen.
Und als der Heimat Sterne glühten,
sah ich im Totenlande Leben,
wie Väter nach den Höfen blickten,
die sie den Söhnen übergeben.
Von den vielen einer erstand im feldgrauen Gewand,
fern von der Heimat den Tod er fand.
Solang mußte die Sehnsucht schweigen,
galt es treu zu sein der Pflicht,
bis der Toten großer Reigen
jedem seinen Platz zumißt.
Und es war, als umklammert seine knöcherne Hand
im Weh das Kleinod Heimatland.
Dann bin ich erwacht und ward mir bewußt,
warum ich im Traume weinen mußt.
Warum schweigst du, Mutter, wenn andre klagen?
Hilft nicht einer dem anderen tragen?"
Und die Mutter antwortet weich, indem
sie spricht:
"Kind! Mein Lebensbuch liegt aufgeschlagen,
ich weile in vergangenen Tagen.
Es war ein strahlender Frühling, und ich war ein Kind der Natur,
für mich war das Weltall mein Heimatland nur.
Ich stand Stunden am Weiher, forschte auf seinem Grund,
warum wohl dort unten auf einmal erstund
kristallen der Wald, die eigene Gestalt?
Sprang leicht über Wiesen lachendes Glück,
haschte jauchzend ein Tierlein - Maikäfer flieg!
Jetzt steh ich im Sommer, das Korn gibt bald Brot,
ich ging durch die Schule des Lebens, der Not.
Ich sah das Grauen, weiß, was brennt,
begegnete Frauen, die man geschänd't.
Lächelte, als ein Fremdling mit uns aß am Tisch,
schwieg, als er uns nahm den Besitz,
schaffte als Magd auf eigener Scholl'
und sagte der Heimat dann still LEBEWOHL!"
Ich ertrage das Leid und schweige auch heut.
(Verfasser: Sophie Steiger, Dietershofen bei Illertissen; "Unsere Heimat STADT LIEBAU" Dezember 1948)
Gedicht
(dieses Gedicht mussten wir (Edith Hantschel / Kotsch Christdorf) beim Lehrer Fritz Wessely beim 6. Schuljahr mit besonderer Betonung aufsagen)
1.)
Vor allem ein's mein Kind, sei treu und wahr,
lass nie die Lüge deinen Mund entweih'n,
von alters her im deutschen Volke war
der höchste Ruhm, getreu und wahr zu sein.
2.)
Du bist ein deutsches Kind, so denke dran
noch bist du jung, noch ist es nicht so schwer
aus einem Knaben aber wird ein Mann
das Bäumchen biegt sich, doch der Baum nicht mehr
3.)
Sprich ja und nein, und dreh' und deut'le nicht
was du berichtest, sage kurz und schlicht
was du gelobest, sei dir höchste Pflicht.
4.)
Leicht schleicht die Lüge sich an's Herz heran
zuerst ein Zwerg, ein Riese hinternach
doch dein Gewissen zweigt den Feind dir an
und eine Stimme ruft in dir, sei wach,
5.)
Drum wach' und kämpf', es ist ein Feind bereit
die Lüg' in dir, sie drohet dir Gefahr.
Kind, Deutsche kämpften tapfer allezeit
du deutsches Kind, sei tapfer, treu und wahr!
(Bärner Ländchen Jänner 2001)
(Edith Schäfer 17.06.1994, geb. Wilscher - Tochter von Fleischer Hubert Wilscher)
Kein Baum, kein Strauch, der noch bekannt,
nach vielen Jahren fern vom Heimatland.
Die Felder öde, die Straßen leer,
der Bach durch's Dorf plätschert auch nicht mehr.
Auch der ist traurig, so wie wir -
Es gibt kein Leben, kein Getier.
Was einst so rührig ist gewesen,
ist nun vorbei - das war gewesen.
Wo ist mein Nachbar, mein Gott wo,
find ihn nicht mehr, wir war'n so oft froh,
wenn wir zu einem kleinen Plausch,
zusammentrafen vor dem Haus.
Weit weg ist er, es wär' so schön,
könnten wir uns einmal Wiedersehn;
so vor dem Haus, das einst hier war,
heut Mauerreste, Wildnis, soweit ich sah.
Wir haben uns doch gut Verstanden,
nun sind wir alle aus den Landen.
Es war ein friedlicher, heimlicher Ort,
mit fröhlichen, fleißigen Menschen dort.
Die schwere Arbeit hat uns nichts ausgemacht,
es wurde dabei gescherzt und gelacht.
Wir dankten Gott und war'n zufrieden,
nicht viel ist von dir übrig geblieben.
Wo sind die gut bestellten Felder,
kein Rauschen hör ich aus den Wäldern.
Wie stumm liegt alles weit und breit,
du ruhst in der Vergangenheit.
Kein Leben geht jetzt aus und ein -
Du bleibst zurück und bist allein.
Kein Hahn der kräht, kein Wagenrattern,
kein Hundebellen, Gänseschnattern,
kein Schied der auf dem Abos schlägt
kein Schnitter, der den Roggen mäht,
kein Fuhrmann, der die Peitsche knallt,
so dass das Echo wiederhallt,
kein Kinderlachen, Toben, Schrein,
nein- unsere Stadt ist heut allein.
Zum Gotterbarmen liegt das Land,
kein mir bekannter Vogel sang,
mit uns gegangen ist all das Leben,
aus diesem schönem Orte eben.
Ja, dieser Anblick geht zu Herzen,
die alten Wunden reißen auf, sie schmerzen.
Als Heuchlerin komm ich mir vor,
wenn ich jetzt geh' und dich verlor.
Schön wär's bei dir in all den Jahren,
du hast mit uns Freud und Leid getragen.
Verlassen ruhn' heut unsere Ahnen,
die auch einst Kinder Gottes waren,
sind unvergessen für uns geblieben,
nur im Gebet sind wir bei Ihnen.
Meine Gedanken haben tausend Augen,
sie fliegen zu dir über Berge und Auen,
du bist nicht vergessen, wie könnte das sein,
du warst doch einst unser Daheim.
Wir mussten gehen und hofften sehr,
auf eine freudige Wiederkehr.
Eine Wiederkehr wird es nie geben,
wir müssen im weit entfernten Lande leben.
Wie es einst war wird es nie - wieder - sein.
Ich war Daheim
(Verfasser unbekannt)
In der Ceska Republik,
wo die Luft ist jetzt so dick,
Hob me jetzo grusse Not,
seit ist otec Benesch tot.
Wo ist gute Scheinespeck,
seit verflixte Daitsche weg?
Wo ist von die Kuh die Butter,
wo bleibt für Karnickel Futter?
Früher hat me unsere Gansl,
die was ghüt hot unser Hansi.
Sonntag hat me guten Kuchen,
jetze müß me Brambory suchen.
Un die Buchteln - meiner na!
Wos hot backen Maruschka,
kennen ma schon lange nimmer,
Boze, es wird immer schlimmer!
Früher hatt'n bemsche Madeln,
schöne runde dicke Wadeln,
und der Aufbau unterm Kinn
ise alles schon dahin.
Jetze lass`me Zwirn uns schicken,
dass me könn ma Hosen flicken,
aus verflixte daitsche Land.
Ise dos net grusse Schand?
Unser schöne grusse Reindl,
wo mer brot hobn unser Schweid.,
steht jetzt im Keller leer,
weil zum Brat`n is nix mehr.
Wo is Stoff für neues G`wendl?
Wo ist Handschuh auf die Handl?
Wo ist Schuh für unsere Füss?
Und Kaffe is nix mehr süß.
Geh me Sonntags amol tonzen,
sitzen überall die Bonzen.
Jeder hat da seinen Hoka,
tanzt mit ihr den bemschen Polka.
Fragt ma Doktor wegen Bauch,
sagt gleich: "Das hob ich auch.
Hob da drinnen immer Reißen,
weil me hob me nix zum Beißen."
Früher konnt me fleißig mausen,
bei die Nemci, die jetzt draußen.
Jetze muß schuften, wer nur kann,
für den Cesky Fünfjahresplan.
Sichel und Hammer schwingen
Und dazu noch Lieder singen.
Sas me ghobt hahm, ise weg,
wos me hohm, dös ise Dreck.
Sitz in meine kleine Häusl,
wo sich rührt mit amol a Mäusl.
Is me alls schon einerlei,
hol der Teufel diee Narretei.
Dieses Gedicht hatte ich zufällig bei meinen Großeltern gefunden.
Heimatsehnsucht
Heimatsehnsucht, traute Sehnsucht,
die mich nimmer mehr verläßt,
Heimatsehnsucht, laute Sehnsucht,
die nie sich unterdrücken läßt,
und ich wandre immer zu,
doch die eine größte Sehnsucht
geht in mir niemals zur Ruh'.
Heimatsehnsucht, wilde Sehnsucht,
die mich aus den Träumen schreckt,
Heimatsehnsucht, milde Sehnsucht,
die Erinnerungen weckt;
und ich wache, und ich wache,
und ich wache manche Nacht
und ich hab' aus Heimatsehnsucht
die Güter in der Fremd' verlacht.
Heimatsehnsucht, hohe Sehnsucht,
die mich dann erst läßt in Ruh',
Heimatsehnsucht, frohe Sehnsucht,
wenn ich geh' der Heimat zu;
und ich bete, und ich bete,
und ich bete um dies Glück:
Allmächtiger, Du nahmst die Heimat,
gib doch wieder sie zurück!
(Verfasser: Christa Stalla, Bautsch; Bärner Ländchen Juni 1958)
Heimatkirchlein
Vergiß Dein Heimatkirchlein nicht,
wo Du als Gotteskind beboren,
wo Du bei heil'gem Kerzenlicht
hast Deinem Heiland geschworen;
wo Du die Brust voll Seligkeit
im frohen Chor hast oft gesungen;
wo Du im stillen Herzleid
mit Gott hast im Gebet gerungen;
wo Du vom Gotteslieb erfüllt
des Himmels Wonnen hast empfunden;
wo Du vor Deiner Mutter Bild
durchlebtest Paradiesesstunden.
Vergiß Dein Heimatkirchlein nicht;
und schlägt das Herz einst matt und müde,
hör' was das Kirchlein zu Dir spricht:
Kehr heim, mein Kind, hier wohnt der Friede!
(Verfasser: F. Jursitzke, Altendorf bei Bautsch; Bärner Ländchen Oktober 1952)
Heimweh
Wer in die Fremde will
wandern,
der muß mit der Liebsten geh'n;
es jubeln und lassen die ander'n
den Fremden alleine steh'n.
Was wißt Ihr, dunkle Wipfel,
von der alten schönen Zeit!
Ach, die Heimat hinter den Gipfeln,
wie liegt sie von hier so weit.
Am liebsten betracht' ich
die Sterne,
die schienen, wie ich ging von ihr;
die Nachtigall hör' ich so gerne,
sie sang vor der Liebsten Tür.
Der Morgen, das ist meine
Freude!
Da stieg' ich in stiller Stund'
auf den höchsten Berg in die Weite,
Grüß Dich, Deutschland, aus Herzensgrund!
(Verfasser: Joseph Freiherr von Eichendorff; Bärner Ländchen November 1953)
Heimat
Das ist ein Häuschen irgendwo,
das ist ein Gärtlein sonnenfroh;
ein Ackerstreif, ein Wiesenfleck,
ein grüner Tann, ein Dorngeheck
Heimat:
Das ist ein Hügel, rebenschwer,
das ist ein Tal mit Mühl' und Wehr,
ein kleines Dorf, gar eine Stadt,
vielleicht ein Schloß am Seegestand'.
Heimat:
Das ist ein gutes, starkes Wort.
Und das ist allerletzter Hort.
Der Hoffnung, in der Sehnsucht brennt,
die außer uns
doch niemand kennt.
Heimat:
Das ist der Liebe Inbegriff,
so himmelhoch, so abgrundtief.
Such sie in dir, sie ist in dir,
und nimmer löst du dich aus dir.
Mein Vaterhaus
O Vaterhaus, die Sehnsucht meiner
Träume
wo eine frohe Jugend ich genoß,
wo ich einst atmete den Duft der blühenden Bäume,
wo Elternliebe innig mich umschloß.
Die Blumen vor dem Haus erfreuten Herz
und Sinne,
die ich mit so viel Liebe einst gepflegt.
Geblieben ist mir nur der Sehnsucht Stimme.
Die Heimatliebe mir in's Herzgelegt.
O Vaterhaus, durch Elternfleiß
geschaffen,
dereinst bestimmt für Kind und Enkelkind,
wir mußten fort und mußten alles lassen.
Das harte Schicksal hat es so bestimmt.
Die uns vertrieben einst, nun heute
darin wohnen,
die nicht gearbeitet und nicht gespart dafür.
Wir wollen hoffen, daß uns Gott wird lohnen,
was uns angetan einst fremde Willkür.
O Vaterhaus, du Sehnsucht meiner
Träume,
wo ich gelebt, geliebt, das Geben mich erfreut,
nie mehr durchschreit' ich die geliebte Räume,
Bleibst stete Sehnsucht nur noch heut.
(Verfasser: Rudolfine Pazdior, Bautsch; Bärner Ländchen Mai 1969)
Aus dem Vollen gejagt,
dem Nichts entgegen,
der Weg der Vertriebenen war weit.
Es nützt kein Zagen
und kein Überlegen:
Hinweg in Fremde und Leid!
Sie setzten den Fuß
vom Heute ins Morgen -
In fremden Häusern schaute man zu -
manchmal kam jemand
und bot eine Labe
und wies ein Lager zur Ruh.
Wer kennt die Gedanken
am Feldrain gewachsen,
im Staub der Straßen, in Tau und Gras?
Sie haben alle
dasselbe getragen:
Menschlicher Qualen randvolles Maß.
Aber einer ging doch mit ihnen;
sah IHN auch niemand
in endlosen Reihn, auf den Gestalten
und müden Gesichtern
lag Seiner Nähe
leuchtender Schein ...
Margaretha Pschorn (entnommen: Bärner Ländchen Oktober 2006)
Weihnachtserinnerungen
Heut zum siebzigsten Male
steh ich vor dem Weihnachtsbaum
und in seinem Kerzenschimmer
schwinden Alter, Zeit und Raum
Man denkt nun an die Kinderjahre
als staunend man vor'm Baume stand,
zu seinen Füße, welche Freude,
man beglückt Gaben fand.
Den Schwestern waren unter anderem
die kleinen Puppen zugedacht,
sie stammten oft vom vorigen Jahre,
doch mit Geschick auf "neu" gemacht.
Die Zeit vorher war voll Geheimnis,
die Mutter gönnte sich kaum Ruh,
sie schneiderte den Puppen Kleider,
der Vater schnitzt' das Bett dazu.
Uns Jungen hat das liebe Christkind
ein kleines Pferdchen oft gebracht,
es stand auf einem Brett mit Rädchen;
wir haben uns gleich angelacht.
Auf dem Christbaum prangten Äpfel,
Pomeranzen, Zuckerwerk,
zwischen Kerzen hingen goldne
Nüsse und auch Flitterwerk.
Diese sehr bescheidenen Gaben
machten froh zu jener Zeit;
ich hab mich im spätren Leben
selten wieder so gefreut.
All' dies dankten wir dem Christkind
und wir waren sehr empört,
daß uns später ältre Kinder
übers Christkind aufgeklärt.
Doch dann war es uns verständlich,
wenn sich Wunsch gestellt',
dass die Eltern tröstend sagten:
"Christkind hat nicht so viel Geld."
Heut noch danke ich den Eltern,
daß sie Christkind gespielt,
wie schal erschien' uns heut die Kindheit,
hätten sich nicht mitgefühlt!
Weihnachtserinnerungen eines alten
Landsmannes
H. L. Heidelberg
(Bärner Ländchen Dezember 1968)
OSTERN
Klingend künden die Osterglocken
das Fest der Auferstehung an,
fröhlich sieht man die Menschen in Rocken
pilgernd der schmucken Kirche nahn'n.
Die ganze Natur nimmt teil an dem
Feste.
Im Auftrag des Schöpfers zum Kommen bereit
schlüpft jedes Köpfchen aus seinem Neste
lobend den Herrn; es ist an der Zeit.
Leben kehrt wieder ein in die Herzen,
zur Kirche selber wird die Natur.
Mitten in ihr, umstrahlt von Kerzen
steht Gott, der Schöpfer, in seiner Statur.
Andächtig lauschen wir seiner Predigt,
die er uns hält auf dem Erdenland,
doch der Mensch sich rücklings seiner erledigt,
weil er den wahren Sinn nicht verstand.
Mit Füßen treten wir seine Lehren
anstatt zu hören auf Gottes Wort,
dem Bösen tun wir Einlaß gewähren.
Die Folgen davon ziehen auf im Akkord
als Krankheit, Diebstahl, Totschlag und Mord.
entnommen: Bärner Ländchen März 1968 Irma
Blaschke; Reigersdorf
Vatertag
Vaterpflichten
Der Vater plant und sorgt sich sehr:
"Wo bring ich all die Dinge her,
die meine Kinder brauchen?"
Er geht zur Arbeit schon vor Tag
und hat acht Stunden Müh und Plag,
ganz selten was zu rauchen.
Er läßt das Geld der lieben Frau,
geht täglich weiter hin zum Bau,
ganz selten geht er tanzen.
Der Vater hört den Kindern zu
und bringt sie abends gern zur Ruh.
Er geht und kauft die Ranzen.
Dafür, dass er so selbstlos ist,
wird er von Frau und Kind geküßt.
Lisl Güthoff
Muttertag
An meine Mutter
So gern hätt' ich ein schönes Lied gemacht
von deiner Liebe, deiner treuen Weise;
die Gabe, die für andre immer wacht,
hätt' ich so gern geweckt zu deinem Preise.
Doch wie ich auch gesonnen mehr und mehr,
und wie ich auch die Reime mochte stellen,
des Herzens Fluten wallten darüber her,
zerstörten mir des Liedes zarte Wellen.
So nimm die einfach schlichte Gabe hin,
von einfach ungeschmücktem Wort getragen,
und meine ganze Seele nimm darin:
Wo man am meisten fühlt, weiß man nicht viel zu sagen.
Annette von Droste-Hülshoff
(Jahrbuch der Heimat 1968)
Es neigen sich zwei
Blütenköpfchen
am frühen Morgen wehend zu
und trinken dann mit Silbertröpfchen
des jungen Taues du auf du.
Der Wind stricht
zärtlich durch die Wiesen
ein erster Schmetterling erscheint,
und auf den hohen Waldeswiesen
zum letzten Mal ein Käuzchen weint.
Ganz plötzlich singt
und jubiliert
es überall, in Busch und Flur,
und wie sich Halm mit Halm berührt,
umarmt der Morgen die Natur.
Leopold Patzelt
(geb. 1917 in Zuckmantel)
Hauptseite Stadt-Liebau |