Geschichte Stadt Liebau

(Heimatbuch Stadt Liebau)

542 m über dem Meer
17,31° östliche Länge und 49,31° nördliche Breite
3.135,83 ha Bodenfläche

gegründet 1238
Stadtrecht 1301
Stadtwappen 1344

Besiedlung:

Die keltische Vorbevölkerung der Bojer wurde laut dem römischen Schriftsteller Tacitus von germanischen Stämmen - Markomannen in der Zeit um Christi Geburt entlang der Elbe in Böhmen und Quaden in Mähren - verdrängt. Die Tschechen gelangten erst in der Mitte des 6. Jahrhunderts in das Innere Böhmens und Mährens.. Im 12. und 13. Jahrhundert riefen dann böhmische Herzöge und Könige Deutsche als Bauern, Bergleute, Handwerker, Kaufleute und Künstler ins Land, um vor allem die bis dahin nur sehr dünn besiedelten Randgebiete erschließen und kultivieren zu lassen. Auch Juden und vereinzelt Romanen kamen damals ins Land. In der Stadt Prag lebten Deutsche und Juden bereits spätestens seit dem 11. Jahrhundert.

Die böhmischen Länder, also auch die Heimat der Sudetendeutschen, war seit dem 10. Jahrhundert ein Bestandteil des Heiligen Römischen Reiches, wenn auch mit einem oft großen Maß an Eigenständigkeit.

Ortsgründung:

Der Zeitpunkt der ersten Besiedlung des späteren Stadt Liebau liegt im Dunkeln. Die erste organisierte Besiedlung begann unter Bischof Bruno von Olmütz (1245 - 1281) einem Grafen von Schamburg-Holstein, der die Siedlungsbewegung in großem Maße förderte.
Es ist anzunehmen, dass die Kolonisten von Norden aus der Richtung Bärn und Hof kamen und den Luboskabach entlang abwärts nach Süden zogen. An der Stelle, wo der Luboskabach mit dem Smilowbach zusammentreffen fanden die Siedler eine geeignete Stelle zur Ansiedlung. Das offene Tal zu den Oderniederungen dürfte ebenfalls einen besonderen Anreiz gegeben haben. Der wilde und unwegsame Streinawald wurde in diesem Bereich gerodet und es entstanden die ersten Anwesen.

Auf dem Weg zur Siedlungsstelle waren die Einwanderer entlang des Luboskabaches an einem Dorf mit Namen Lubavia vorbeigekommen. Der Liebreiz der neuen Siedlungsstelle weiter südlich, eine liebe Au sollte ebenfalls den Namen Lubavia erhalten. Zwei Ortsnamen Lubavia, das bereits erwähnte Dorf und die neue Siedlung in unmittelbarer Entfernung am Luboskabach konnte es nicht geben. Es ist auch kaum anzunehmen, dass die Bewohner des Dorfes die späteren Gründer der Stadt waren. Dazu war wohl das Dorf zu klein. Das Dorf wurde, weil es älter war in antiqua lubavia (Altliebe) umbenannt, während die neu gegründete Ortschaft für die Zukunft Lubavia heißen sollte.

Aus Aufzeichnungen konnten folgende Benennungen der Stadt ermittelt werden

Von 1238 - 1301 Lubavia
1323 Lubovia 
1399 Lubow
1400 Lubaw
1456 Städtcehn Liebau
1504 Markt Lubau
1563 Lyba, diese Bezeichnung wird noch in den Schriften aus der Mitte des 18. Jhdt. 
verwendet. Nachher nur noch Stadt Liebau
ab 1945 Mesto-Libava'

Mit der späteren Ernennung zur Stadt-Liebau werden gleichzeitig drei Katastereinteilungen bekannt: Liebau, Liebau-Vorstadt, und Drömsdorf.

Der Name Stadt-Liebau blieb bis in die jüngste Zeit erhalten. Bemerkenswert ist, dass nach Überlieferung und im Sprachgebrauch der Name Stadt-Liebau stets mit dem Hochtone nd dem Stadt genannt wurde, um wahrscheinlich die Unterscheidung von dem vorgenannten Dorfnamen (Altliebe) besonders hervorzuheben.

Der Name Liebau kann deutschen Ursprungs sein, also wörtlich "LiebeAu" bedeuten. Lubavia kann aber auch auf eine Abwandlung von Luboska zurückführen sein. Der Name Luboskabach ist erstmalig in einer Urkunde aus dem Jahre 1203 erwähnt im Zusammenhang mit der Schenkung des großen Strelnawaldes durch den Marktgrafen von Mähren, Heinrich Wladislav, an das Kloster Hradisch mit dem Recht, ihn zu roden und auf seinem Boden Dörfer, Märkte und Städte anzusiedeln.

Im Jahre 1301 ist Lubavia bereits Stadt. Die Bestätigung erhalten wir aus einer Urkunde, mit der der Olmützer Kanonikus Theodor von Füllstein seinem Dienstherrn einen Wald schenkte. Zugegen waren die Zeugen

Chunradus advocatus aus Lubavia, Chunradus dominus Gyger, Henricus tabernator (Schänker), civis ibidem.Sifridus braseator (Brauer).

Am 5. Mai 1320 fällt Lubavia zuvolge der Schenkung in den Besitz des Kapitels. Im Jahr 1320 verwaltete das Gut Stadt-Liebau Bischof Konrad I.

Der angesehenste Mann bei der Gründung von Lubavia war der Lokator. Als Vertrauensmann seines Grundherrn, dem Kloster Hradisch, erhielt er eine festgesetzte Bodenfläche des vorgesehenen Siedlungsgebietes für die Aussetzung (Lokation). Er übernahm die Aufgabe die Ansiedler herbeizubringen und die Verteilung sowie den Verkauf von Grund und Boden vorzunehmen.

Die Ansiedler erhielten den Boden gegen einen jährlichen Grundzins zur erblichen Benützung. Der Grundzins war erst nach Ablauf einer gewissen Anzahl von Freijahren zu entrichten.
Lubavia mit den dazugehörenden Dörfern hatte zu Recht nachLeibsitz (Leobschütz) gehört, welches von altersher gebraucht wurde. Die größeren judizellen Rechte des Vogtes erklären sich vielfach deshalb, weil hier bischöfliche Ministerialen oder Dienstleute die Vogtei inne hatten.

Während 1389 viele bischöfliche Städte das Heimfallrecht erhalten, um dadurch aus ihren Erträgnissen die Mittel zur Errichtung einer Stadtmauer zu erlangen, ist Lubavia hiervon ausgeschlossen. Das Städtchen ist wohl zu klein und zu abseits gelegen. Eine Befestigung wurde als nicht notwendig erachtet. Eine Absicherung des Wohngebietes bestand wahrscheinlich nur aus einem primitiven Wall mit vorliegendem tiefen und breiten Graben. Dieser Wall war vermutlich aus Erde aufgeschüttet und mit einem Holzplankenzaun versehen. Es war damals eine geldarme Zeit.

Die Bürgerhäuser innerhalb des Walles wurden um einen viereckigen Platz angeordnet. Es ist möglich, dass nach Auswahl des Siedlungsplatzes vorerst ein großes Geviert abgesteckt wurde, das gegen wilde Tiere und feindlichen Überraschungen durch ein Holzgatter und später durch einen Wall geschützt wurde. Innerhalb dieser Lichtung spielte sich das erste Zusammenleben ab. Vieh, Wagen und Geräte waren übersehbar und sicher untergebracht. Alsdann wurden an den Außenseiten des Platzes die ersten Häuser errichtet, die damals bestimmt den Erstbürgern gehörten. Die Vielzahl der Siedler erforderte eine schmalbrüstige Parzellenaufteilung. Aus den ersten Holz- und Lehmhütten entstanden im Laufe der Jahrzehnte allmählich stabilere Holzhäuser. Sie sind jedoch im Laufe der Jahrhunderte durch Feuerbrunst wiederholt bis auf den Grund vernichtet worden. Da der Wiederaufbau der alten Wohnstätten an gewisse Rechte z.B. Brauurbar gebunden war, konnte die vorhandene Enge bei Neubebauung nicht vergrößert werden. So musste bis auf geringfügige Grenzberichtigungen die ursprüngliche Bebauung beigehalten werden.

Jahrhundertelang und bis in die heutige Zeit zeigten der Platz und die Gassen dieselbe Lage und Form, wie sie bei der ersten Anlage der Ansiedlung bestimmt wurde. An den Ecken des Platzes, der allgemein Ringplatz genannt wurde, legte man Zugänge, aus denen später Gassen entstanden, an. Sie waren ursprünglich mit Torschranken abgesperrt. Die Größe des Ringplatzes betrug an der Nord-West-Seite 90 Meter, an der Nord-Ost-Seite 85 Meter. Rings um den Ringplatz standen durchwegs Häuser brauberechtigtet Bürger. Später nachfolgende Siedler, die innerhalb der Ringplatzbebauung keinen Platz mehr fanden, siedelten in den vom Ringplatz ausgehenden Gassen bis zu den Torschranken.

Die Häuser der Ringbürger standen mit ihren Giebeln dem Platz zugewandt. Wegen der geringen Frontbreite hatten die Häuser oft nur zwei oder drei Fenster in der Vorderfront. Dafür waren die Grundstücke sehr tief. Die Häuser waren anfangs nur ebenerdig und hatten daher nur ein Geschoss. Erst später wurden Keller errichtet und vorspringende Obergeschosse aufgesetzt, sodass sich darunter ein Laubengang bildete. Die in die Lauben mündenden Räume des Erdgeschosses dienten als Geschäftsraum oder als Werkstadt für die Handwerker. Die witterungsgeschützten Lauben sind mit der Zeit eine charakteristische Eigentümlichkeit geworden. Sie ermöglichten die Ausstellung von Waren auch bei schlechtem Wetter und erleichterten den Marktverkehr.

Der Hausflur war schmal und lang. Zu beiden Seiten oder bei sehr schmalen Häusern bloß an einer Seite hin lagen die Kammer. Der Flur mündete schließlich in ein großes, dem Hof zugekehrtes niedriges Zimmer, das meist als Schankzimmer diente wenn der Hausherr nach der Reihenfolge den Ausschank hatte.

Nach rückwärts umschlossen die Stall- und Nebengebäude den Wirtschaftshof. Manchmal war ein kleines Hinterhaus für die Hausgehilfen, die curia genannt, vorhanden. Vom Hof aus mündete ein Tor rückwärts in die Parallelgasse des Ringplatzes und somit in das Freie. Die sehr klein gehaltenen Stubenfenster waren ohne Verglasung, jedoch meistens mit Leinwand, Papier, Wachstuch oder ähnlichem verschlossen. Ob man damals schon Butzenscheiben verwendete, ist nicht bekannt. Zur Beleuchtung dienten Kienspäne, später Öllampen. Meistens wurde das Tagwerk mit einbrechender Dunkelheit beendet, sodass auch in der Weise gespart wurde. Wie schon erwähnt, wurden diese Holzbauten sehr oft ein Raub der Flammen. Im Laufe der Jahrzehnte wurden daher gemauerte und gewölbte Keller angelegt und die Gebäude aus massiven Steinen und Ziegeln errichtet. Stroh- und Schindeldächer blieben jedoch noch lang in Verwendung. Auf die Laubengänge wurde bei den späteren Umbauten verzichtet.

Lubavia war der Mittelpunkt des Gutes, zu dem sieben Dörfer, auch Vorwerke genannt, gehörten. Es sind dies die Dörfer, die in einem Pfandbrief aus dem Jahre 1456 erstmalig genannt werden.

Schmeil, Altenwasser, Nirinberg, Kriegsdorf, Herdelsdorff, Dremesdorff.

Schmeil und Altwasser werden hierbei an erster Stelle genannt, weil sie vermutlich die ältesten Dörfer waren.

Der Name des siebenten damals zum Gute gehörenden Dorfes ist nicht mehr festzustellen. Es handelt sich um ein Dorf, das wahrscheinlich zwischen 1358 und 1504 eingegangen sein muss. Zwischen Stadt-Liebau und Kriegsdorf lag der Ort Bartelsdorf, über welchen zwar eine typische Ortssage, aber keine chronologischen Daten bekannt sind. Der Ost ist irgendwann spurlos verschwunden und wurde 1581 nur ein einziges mal als verschwundenes Dorf erwähnt. Spärliche Fundamente, verfallene Keller und ein verschütteter Brunnen kennzeichnetten noch die Lage der einstigen Ansiedlung bis zur Vertreibung 1946.

Herdelsdorff gehörte allerdings 1364 auch noch nicht zum Gut Lubavia, denn es wird mit Domstadtl unter den Orten genannt, die auf die Olmützer Marchbrücken zuzahlen hatten. Es ist danach nicht nachweisbar, welche Dörfer in den Gründerjahren tatsächlich zum Gut Lubavia gehörten.

Neben wenigen Handwerkern und Händlern waren die meisten Bewohner in den Gründerjahren Ackerbauern. Sie bauten anfangs nur soviel an, als sie für ihre Familien und ihren kleinen Viehbestand benötigten. Von einem Verkauf von Feldfrüchten oder gar Vieh war damals noch keine Rede, da mit der weiteren Umgebung keine Verbindung bestand. Lediglich die sieben zum gut gehörenden Dörfer waren verpflichtet, ihren Bedarf an Handelsgütern in Lubavia zu decken.

Das erste Privilegium für Lubavia und den zu ihm gehörenden Dörfer wurde im Jahre 1504 vom Bischof Stanislaus Thurzo auf Bitten des Bürgermeisters, der Schöffen der ganzen Stadt, sowie den zu ihr gehörenden Dörfer Schmeil, Altwasser, Nirinberg, Kriegsdorf, Herdelsdorff und Dremesdorff ausgestellt. Die Bewohner von Ludavia behaupteten, das alte Privilegium sei durch Feuerbrunst und durch die Kriegszeiten abhanden gekommen. Der Bischoff stellte ein neues aus, verwirklichte die alten Vorrechte, sodass jeder Untertan seinen Besitz jedem vermachen konnte und nach seinem Tod die Erbschaft notfalls Freunden verblieb, ohne dass sie etwas dazutun konnten. Das Vorrecht erstreckte sich auch auf verwüstete Dörfer, wenn sie erneut besiedelt wurden. Wichtig war der Teil des Privilegiums, womit der Stadt ausdrücklich das verbriefte Recht einer Gerichtsmacht für die darunter fallenden Bürger bestätigt wird. Außerdem erteilt der Bischof der Stadt die Genehmigung ur Abhaltung eines Wochenmarktes an jedem Donnerstag. Damit hatte die Stadt aus diesem Markt einige Vorteile. Es musste jeder der Salz verkaufte wie Pfennig zahlen und das gleiche auch die Schneider von ihren Kleidern. Weiters bestätigte das Privilegium die alten Gewohnheiten der Verwaltung der Stadt, wonach an der Spitze vier Bürgermeister und sieben Geschworene (Erbrichter) die Stadt gemeinsam zu verwalten hatten. Nach Ablauf eines Jahres waren die Ältesten aufgerufen und sie wählten einen neuen Bürgermeister und die Geschworenen. Wenn ein Fremder sich in der Stadt oder überhaupt im Gutsgebiet ansiedeln wollte, musste er einen Groschen bezahlen. Es wird berichtet, dass es fast keine aufgelassenen brauberechtigten Häuser gab und wenn, dann wurden sie neu besiedelt.

Für die Erneuerung des Privilegiums hatte jedes Haus in der Stadt über die übrigen Untertanen dem Bischof je eine Henne abzugeben, jährlich. Aber auch eine bittere Pille enthält das Privilegium. Alles was die Gutsdörfer zu verkaufen hatten, also Vieh, Butter, Getreide, kurz alles landwirtschaftlichen Produkte, müssen sie zum Verkauf nach Stadt-Liebau bringen. Ein Verkauf in den benachbarten Gemeinden war ihnen untersagt. Im Pfandbrief des Bischof Stanislaus II aus dem Jahre 1581 werden unter anderen auch die Dörfer

Geppertsau, Ölstadtl und Reisendorf genannt.

Zu den privilegierten Häusern der Stadt gehörten jene, die bereits bei der Gründung der Stadt als Ringbewohner besondere Vorrechte innehatten. Es waren jene Familien, die beim Aufbau der Stadt die ersten Lasten, welche mit der Errichtung des städtischen Gemeinwesens der gemeinsamen Bauten wie Kirche, Pfarrei usw. zusammenhingen, mit zu tragen hatten. Ein gewisses Entgeld sollte ihnen das Brauurbar bieten. Es lag im Interesse der brauberechtigten Bürger, eine geschlossene Gesellschaft zu bilden und vor allem zu vermeiden, dass dieser "Zunftkreis" erweitert wurde. Man kann daher mit Sicherheit annehmen, dass die Zahl der Teilhaber an diesem Urbar durch Jahrhunderte dieselbe blieb. Besonders durch die Zunahme der Bevölkerung wurde das Schankrecht eine der ergiebigsten Einnahmequellen. Aus der Anzahl der brauberechtigten Häuser ergeben sich verschiedene Hinweise auf die Anzahl der ursprünglichen Siedler und somit auf die Größe de Stadt zur Zeit ihrer Entstehung. Nach den statistischen Ermittlungen gab es in den Gründerjahren 26 brauberechtigte Häuser in der Stadt, mit einer errechneten Einwohnerzahl von 164 Personen. Ihnen wurde von der Obrigkeit auch das Ausschenken von Wein bewilligt. In der ersten Hälfte des 17. Jhdt. waren in der Stadt-Liebau noch 32 Häuser mit Ausschankrecht, von ihnen wurden später sechs vernachlässigt. Beim Bierbrauen rechnete man in Stadt-Liebau eine Sud mit 37 Eimern. Im Jahr 1853 wurden z.B. 2652 Eimer Bier gebraut. Eine sehr gute Einnahmequelle für die Stadt, denn für das Bier zahlte man bis zu 20 % Verbrauchssteuer.

Die aus den Gründerjahren überlieferte Zahl von 26 Häusern in Ludavia - ohne Dremesdorff erhöhte sich

bis 1600 auf 134,
bis 1700 auf 167,
bis 1800 auf 204,
bis 1900 auf 246 und
bis 1945 auf 346 Häuser.

Die Wohndurchschnittsziffer betrug zur Zeit der Ortsgründung 6,3 Personen. Demnach ergibt sich bei 26 Ringhäusern ein Bevölkerungsstand von 164 Personen. Rechnerisch hat sich die Einwohnerzahl seit der Ortsgründung um das 13,4-fache vermehrt.

 

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