Anmerkungen zur Sudetendeutschen Geschichte

Quelle: Zeitschrift Bärner Ländchen, Herausgeber: Heimatkreis Bärn e.V., Niederhofen 29, 35428 Langgöns, Heft März 2002, Seite 98 ff.

Wir Deutschen in Böhmen, Mähren und Sudeten-Schlesien wurden im Jahre 1918 gegen unseren Willen durch Unwahrheiten diesem Staat einverleibt. In einem Interview mit der französischen Zeitung LB MONDE behauptete Masaryk im Januar 1919 ungeachtet eines Bevölkerungsantei1s von 23,4 % der Deutschen: "Die tschechische Sprachgrenze stimmt mit der Staatsgrenze überein. Nur im Westen und im Norden Böhmens gibt es, bedingt durch eine starke Einwanderung im letzten Jahrhundert, an manchen Stellen deutsche Minderheiten. Ich bin überzeugt, dass eine rasche Entgermanisierung stattfinden wird."

Bei den Feiern des Sokols erschien im Zlata Praha: "Die Deutschen müssten mit der Peitsche über die Grenzen hinausgetrieben werden." Bereits 1919 begannen die Repressalien gegen unsere Volksgruppe mit Flugblättern und Anschlägen zum Boykottaufruf: "Nur tschechische Waren zu kaufen, nur tschechische Ärzte und Rechtsvertreter zu konsultieren, nur tschechische Hauslehrer zu beschäftigen, usw." Im ersten gewählten Parlament der CSR im Jahr 1921 protestierten die sudetendeutschen Abgeordneten gegen ihre Eingliederung in den als Nationalstaat geführten Nationalitätenstaat und erklärten, von ihrem Selbstbestimmungsrecht (d.h. Anschluß an das Deutsche Reich) nicht abzulassen.

Benes schrieb am 29.10.1920 in Ceske slovo: "dass den Deutschen kein Selbstbestimmungsrecht gegeben werden darf, dass sie sich besser an Galgen oder Kandelabern aufhängen mögen".

Präsident Masaryk erklärte in seiner Neujahransprache im Jahr 1922: "Die Lösung der Minderheitenfrage nach Schweizer Muster entspricht nicht der geschichtlichen Vergangenheit", obwohl er es bei der Gründung der CSR der Welt das Gegenteil versprochen hat.

Durch die Bodenreform im Jahre 1923 wurden 31 % des deutschen Grundbesitzes beschlagnahmt und zu 94 % an tschechische Neusiedler vergeben, dadurch entstanden 18.250 tschechische Bauernhöfe und rein deutsche Gebiete erhielten tschechische Minderheiten. Der tschechische Ministerpräsident Kramarsch hat bereits am 28. Januar 1920 erklärt: "Ich war schon lange für die Bodenreform, weil ich geglaubt habe, dass auf den deutschen Besitzungen tschechische Dörfer mit tschechischen Legionären geschaffen werden müssen."

Deutsche Beamte im Staatsdienst wurden entlassen und durch Tschechen in den deutschen Gebieten ersetzt. Deutsche Schulen bei weniger als 40 Kinder geschlossen, tschechische Minderheitsschulen mussten für sieben Kinder in deutschen Orten errichtet werden.

Der kommunistische Parlamentsabgeordnete und Chefredakteur des "Rude Pravo", Vaclav Kopecky, verlangte am 6. Parteitag der Kommunistischen Partei im Jahre 1931: "Die Räumung der Slowakei, der deutschen, der magyarischen, der polnischen und ukrainischen Bezirke von den Organen der tschechischen Okkupationsmacht und das Selbstbestimmungsrecht der Nationen bis zur Lostrennung vom Staate. Die CSR sei ein schlimmerer Kerker, als es das alte Österreich war.

Die Folgen der Wirtschaftskrise (1929 bis 1933) wurden einseitig auf die Deutschen abgewälzt, von den 800 000 Arbeitslosen entfallen 500 000 auf die 3,5 Millionen Sudetendeutschen, zumal die deutschen Industriegebiete von der Prager Regierung benachteiligt wurden.

Bei den Wahlen im Jahre 1935 erhielt die Sudetendeutsche Partei 1.249.530 Stimmen, 63.037 Stimmen mehr als die stärkste tschechische Partei und errang 44 Mandate. Die Partei (SdP) wurde weder zur Regierungsbildung noch zur Regierungsbeteiligung aufgefordert, obwohl sie dazu bereit war. Als Konrad Henlein am 11 .November 1936 die völkische Selbstverwaltung der Sudetendeutschen fordert, wird vom Ministerpräsidenten Dr. Hodza erwidert, "Von der Autonomie und der vollen Gleichberechtigung der Deutschen wollen wir in keiner Richtung sprechen." Auch Benes weist die Vorschläge und Forderung der Deutschen zur Lösung der Nationalen Frage im Jahre 1937 zurück. Die tschechische Minderheit in den sudetendeutschen Gebieten ist seit 1918 von 150.000 auf nahezu 400.000 Personen angewachsen.

Die geschilderte Unterdrückung und Benachteiligung unserer Volksgruppe führten dazu, dass sich im März 1938 der "Bund der Landwirte" und die "Christlich Soziale Volkspartei" auflösten und ihre Mitglieder in die SdP überführten. Sie hatten eingesehen, dass nur eine große deutsche Partei etwas erreichen kann, da alle bisherigen Petitionen ohne Ergebnis geblieben waren. Ja, sogar die deutsche Sozialdemokratische Partei trat aus der Prager Regierung aus.

Der neutrale Vermittler Lord Runciman, der das Sudetenland im Auftrag des britischen Premierministers Chamberlain bereist hatte, schreibt am 14. September 1938 an diesen: "Für mich ist es selbstverständlich, dass die zwischen. Deutschland und der Tschechoslowakei liegenden Grenzbezirke, in denen Sudetendeutsche die klare Mehrheit besitzen, sofort das uneingeschränkte Selbstbestimmungsrecht erhalten sollten. Wenn, wie ich glaube, Gebietsabtretungen unvermeidlich sind, so sollten sie rasch und ohne überflüssiges Zögern durchgeführt werden. Eine sehr große Mehrheit wünscht die Vereinigung mit Deutschland."

Heute wird das Selbstbestimmungsrecht eines Volkes von der Völkergemeinschaft respektiert, das man uns Sudetendeutschen im Jahre 1918 vorenthalten bat. Die Welt hat vergessen, dass es bei der friedlichen Demonstration für das Selbstbestimmungsrecht unseres Volkes am 4.März 1919 viele Schwerverletzte und 54 Tote gab, als Deutschland und Osterreich von Demokraten regiert wurde. 

Damals gab es weder eine Sudetendeutsche Partei noch einen Adolf Hitler an der Macht. Wer die Haltung der Sudetendeutschen zu ihrem Volkstum nicht versteht oder verstehen will, dem ist seine nationale Freiheit noch nie beschränkt, sein deutsches Wesen noch nie zum Nachteil ausgelegt und sein deutsches Lied noch nie verwehrt worden. Auf dem Gedenkstein für die Opfer vom 4. März 1919 in meiner Heimatstadt Domstadtl, der im Jahre 1923 aufgestellt wurde, waren die Worte eingemeißelt: "Deutsche Scholle, deutsche Erd´, Eig´nes Heim und eig´ner Herd, Ob Dir Glück und Leid beschert, Halt in Treu sie lieb und wert."

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